Der große Tag war da. Die Hochzeit! Ein wunderschöner Tag mit tollen Einblicken in eine fremde Kultur. Bunte Saris, Essen, Herzlichkeit, Liebe und jede Menge Rituale und Traditionen.
Ich war wohl genauso aufgeregt wie die Braut selbst. Mit einer youtube Anleitung versuchte ich meinen Sari anzulegen, den Raju und seine Schwester einen Tag zuvor mit mir gekauft hatten. Nach ein bisschen üben fand ich das Ergebnis gelungen. Ich hatte ja keine Ahnung… als ich in die Lobby des Hotels kam und der Besitzer an der Rezeption schon begeisterte Komplimente gemacht hatte (er hatte wohl auch keine Ahnung), fragte ich seine Frau, ob es denn so richtig sei. Sie wackelte nur mit dem Kopf und führte mich dann in ihr Schlafzimmer, wo sie den Sari nochmal komplett neu band. Ich war froh um die Hilfe, um mir eine Blamage zu ersparen.
Wir fuhren gemeinsam mit Raju zum Festsaal. An dieser Stelle muss ich erwähnen das die Braut buddhistisch und ihr Bräutigam hinduistisch sind, weshalb es morgens buddhistische und abends hinduistische Rituale gab.
An der Location angekommen, begrüßte uns die Familie der Braut herzlich und wir bekamen direkt etwas zu essen angeboten.
Wir waren die einzigen Europäer auf der Hochzeit und ich in meinem Sari war wohl eine ganz schöne Attraktion. Viele trauten sich gar nicht uns anzusprechen, machten aber Fotos von uns. Diejenigen die sich doch trauten, waren erstaunt, dass wir extra für die Hochzeit gekommen sind.
Als Muna, die Braut, ankam, begrüßten wir uns und ich war zu Tränen gerührt. Sie sah so wunderschön aus. Nach der Ankunft des Bräutigams, begannen die Rituale. Ich kann leider nicht erklären, was diese genau bedeuteten, auch wenn alle sich bemühten, uns alles zu erklären. Das Meiste konnte ich selbst erst später auf den Fotos sehen, da eine riesige Menschentraube um das Brautpaar stand und Fotos machte.
Es wurden Kerzen angezündet und der Bräutigam legte der Braut eine Art Girlande und eine Katha um. Das sind Tücher auf denen häufig buddhistische Symbole eingewebt sind. Sie werden meistens bei der Begrüßung überreicht und bedeuten Glück, Mitgefühl und Wohlwollen. Uns selbst wurden von Raju zur Begrüßung am Flughafen und von Munas Familie auf der Hochzeit Kathas überreicht.
Anschließend wurden die Ringe getauscht, wonach es erstmal das Essen gab. Hier wurden wir sehr zuvorkommend und bevorzugt behandelt. Wir wurden immer direkt an den Anfang der Schlange zum Buffet gestellt. Auf meine Frage hin, ob ich denn was falsch gemacht habe (ich war ein bisschen überrascht als man mich aus der Schlange zog), sagte Muna, wir seinen zu wichtig um anzustehen. Das machte mich schon ein bisschen verlegen.
Nach dem Essen ging es weiter mit den Ritualen. Das Brautpaar musste sich unter anderem vor allen wichtigen Familienmitgliedern drei Mal verbeugen (und es waren nicht gerade wenige). Muna sagte mir später, sie habe noch nie so Muskelkater gehabt.
Danach wurde die Braut kurz „entführt“, denn ihr wurde der Familiensari des Bräutigams angelegt. Als sie wiederkam, war es Zeit für Geschenke! Jeder Gast legte dem Brautpaar ein Katha um und überreichte sein Geschenk. Auch wir natürlich.
Anschließend führte der Bräutigam seine Braut heim, sprich es ging ins Dorf seiner Familie. Die Familie des Bräutigams und wir sollten alle mitkommen. Dazu mussten wir quer durch Bhaktapur zu einer Bushaltestelle laufen. Ich mit meinem Sari und auf hohen Schuhen stakste durch die Straßen und JETZT starrten mich wirklich alle an. Ich muss wohl ausgesehen haben wie ein weißer Elefant (also wegen der Seltenheit…).
Im Dorf des Bräutigams angekommen, fanden jetzt die hinduistischen Rituale vor dem Haus statt. Auch hier kann ich nicht sagen was alles bedeutet hat, aber im Groben, so wurde uns gesagt, sollten die Götter um Glück und Segen gebeten werden.
Als der Bräutigam der Braut das rote Pulver auf den Scheitel streute, waren sie nun auch hinduistisch offiziell verheiratet und die Braut durfte ins Haus geführt werden. Hier saßen wir auf der Dachterrasse auf dem Boden. Es wurde langsam dunkel und wir aßen traditionelles Essen mit den Händen und sahen zu, wie die Götter im Kerzenschein um ihren Segen gebeten wurden…was ein Tag!
Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Muna und Praz für diese einmaligen Einblicke!
Hier findet ihr nochmal den kompletten Bericht:
Nepal Reisevorbereitung
Warum Nepal?
Kathmandu – die ersten Eindrücke
Kathmandu
Eine Hochzeit auf Nepalesisch
Bhaktapur
Chitwan Nationalpark
Pokhara
Trek nach Ghandruk
