In Südwestdeutschland gibt es nur wenige dunkle Flecken. Unser Tipp für tolle Astroaufnahmen bei wenig Lichtverschmutzung: Der Hohlohturm im Schwarzwald bei Kaltenbronn.
Optimaler Zeitpunkt
Wie im Beitrag Astrofotografie mit einfachen Mitteln genau beschrieben, gibt es nur wenige Tage im Jahr, an denen man tolle Aufnahmen der Milchstraße machen kann. Selbstverständlich muss zunächst der Himmel klar sein. Zusätzlich muss die Milchstraße noch schön sichtbar sein, was im Sommer der Fall ist (Vorteil: Abends ist es noch warm, Nachteil: Es wird spät dunkel). Die Milchstraße ist dann gut im Süden zu sehen. Weiterhin darf das Licht des Mondes nicht stören. Deshalb sind die Nächte bei abnehmendem Mond oder Neumond optimal. Wer morgens raus muss zum Arbeiten, dem bleiben am Schluss auch nur die Wochenenden. Ihr merkt schon, die nutzbaren Tage werden immer weniger.
Umso wichtiger ist es, dass die wenigen Tage auch genutzt werden, ansonsten müsst ihr unter Umständen recht lange auf die nächste Gelegenheit warten.
Der richtige Ort
Damit die Aufnahmen nun echt toll werden, solltet ihr einen möglichst dunklen Ort, fernab von jeder Lichtverschmutzung, aufsuchen. Das kann in Deutschland unter Umständen echt schwer werden, vor allem in dicht besiedelten Gebieten wie dem Ruhrgebiet oder Karlsruhe und Stuttgart. Gute Unterstützung bietet hier z.B. lightpollutionmap.info oder zahlreiche alternative Angebote.
Der Hohlohturm
In der Nähe von Karlsruhe bietet sich der nördliche Schwarzwald an. Konkret: Der Hohlohturm bei Kaltenbronn, der in etwa einer Stunde von Karlsruhe zu erreichen ist. Dieser ist ein bekannter Ort für Astrofotografen und bei guten Bedingungen trifft man hier wohl häufig auf Gleichgesinnte mit Rotlicht-Stirnlampen und Kameras. Der Hohlohturm hieß früher Kaiser-Wilhelm-Turm und wurde irgendwann umbenannt. Der Turm selbst steht auf einem Gipfel auf fast 1000 Metern Höhe und bietet eine tolle Aussicht in alle Richtungen. Nach Süden steht leider ein kleiner Funkmast im Weg.
Offiziell ist der Turm im Sommer nur bis 18:00 Uhr offen. Bei unseren Aufnahmen wurde der Turm allerdings nicht geschlossen und wir konnten auch Aufnahmen von oben schießen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jeden Abend ein Mitarbeiter zum Turm fährt, um diesen abzuschließen, und jeden Morgen erneut aufschließt.
Die Aussichtsplattform ist eher ein schmaler Rundgang und bietet gerade genug Platz, um ein Stativ aufzubauen. Mit mehreren Personen, die alle in die gleiche Richtung fotografieren wollen, wird es unter Umständen relativ eng. Eine Kameranachführung (z.B. Star Adventurer) lässt sich nur schwierig ausrichten, da die Turmspitze den Blick auf den Polarstern verdeckt (sofern man nach Süden fotografiert).
Die Aufnahmen
Die wichtigsten Infos zur Astrofotografie könnt ihr hier nachlesen. Die Bilder an diesem Abend habe ich mit folgenden Einstellungen aufgenommen:
- Kamera Nikon D5100
- Objektiv Nikon AF-S DX NIKKOR 18–105 mm 1:3,5–5,6G ED VR bei 18 mm
- Montiert auf Star Adventurer
- Timer Ayex TR-1
- Blende f/5,6
- Belichtungszeit 60 s
- ISO 3.200
Ich habe jeweils ca. 10 Bilder aufgenommen und anschließend zu Hause mit Deep-Sky-Stacker gestackt. Auf die Aufnahme von weiteren Frames (z.B. Darkframes) habe ich verzichtet. Nachfolgend beispielhaft eine unbearbeitete Rohaufnahme. Wie immer fliegen Flugzeuge, Satelliten usw. durch’s Bild. In diesem Fall habe ich sogar die ISS erwischt, die als sehr heller Streifen am rechten Bildrand zu sehen ist.
Obwohl weit und breit keine Dörfer zu sehen waren, ist die Lichtverschmutzung am Horizont deutlich zu erkennen. Der Himmel war auch etwas dunstig, wodurch der Effekt verstärkt wurde.
Gestackt und entwickelt sieht das Ganze dann so aus:
Da der Vordergrund durch die lange Belichtungszeit und die Bewegung der Sterne verschwommen wird, muss aus einem Bild der Vordergrund ausgeschnitten und eingefügt werden.
Zum Abschluss haben wir noch eine Serie von unten aufgenommen und den Turm als Motiv für den Vordergrund gewählt. Dadurch erhält das Bild einen besseren Gesamteindruck. Leider ist dann aber die Milchstraße nicht mehr so schön zu sehen.
Kleiner Hinweis
Falls ihr auf weitere Astrofotografen trefft, ein kleiner Hinweis am Rande:
Achtet darauf, dass ihr nicht mit normalem weißen Licht durch die Gegend lauft. Schon ein kurzes Einschalten einer weißen Taschenlampe oder eines hell erleuchteten Displays kann sofort die Nachtsicht aller umstehenden Personen zerstören. Die Kollegen werden es euch danken, wenn sie wieder 20 bis 30 Minuten warten müssen, bis die Augen erneut an die Dunkelheit angepasst sind. Daher besorgt euch eine Rotlicht-Lampe, sofern euch das Licht der Sterne nicht ausreicht. Wenn sich eure Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, werdet ihr feststellen, wie viel Licht ein solcher Sternenhimmel selbst ohne Mond spenden kann.
Stellt die Helligkeit eures Kameradisplay auf Minimum und deaktiviert das automatische Einschalten des Bildschirms nach jeder Aufnahme. So könnt ihr selbst entscheiden, wann euer Display angehen soll.
Weiterhin, fahrt bitte nicht mit eurem Auto bis direkt an die Location. Wenn ihr eure Scheinwerfer einschaltet, macht ihr sofort alle Aufnahmen der anderen Fotografen unbrauchbar. Im dümmsten Fall überseht ihr beim Rangieren eine Kamera und fahrt diese mitsamt Stativ über den Haufen.
Siehe auch:
- Astrofotografie mit einfachen Mitteln – die Milchstraße
- Astrofotografie – das Problem mit der Erddrehung und Lösungsmöglichkeiten
- Andromeda – Unsere Nachbargalaxie Fotografieren
- Tutorial zum Star Adventurer von Sky-Watcher – Teil 1 – Nutzen und Ausstattung
- Tutorial zum Star Adventurer von Sky-Watcher – Teil 2 – Ausrichtung