2015 gab es in Nepal ein schweres Erdbeben, das viel Zerstörung angerichtet hat. Wir waren ein Jahr danach dort und fanden es trotzdem sehenswert. Wir zeigen dir die Hauptsehenswürdigkeiten in Kathmandu, wie wir sie 2016 erlebt haben.
Während unserer ersten Nacht in Nepal mussten wir feststellen, dass es Nachts doch sehr frisch wird. Tagsüber waren es meist 25° während die Temperatur in der Nacht bis auf 5° abfallen kann. Die Häuser haben selbstverständlich keine doppelt- oder dreifach-verglasten Fenster und eine Heizung findet man auch nicht. Dafür gab es aber warme Decken. Beim Frühstück und auf der Straße trafen wir früh morgens auf viele Nepalesen in dicken Daunenjacken. Insgesamt ist die Luft sehr trocken und die Wärme am Tag daher sehr gut auszuhalten. Lediglich die Atemwege freuen sich nicht über die trockene mit Staub, Rauch und Abgasen geschwängerte Luft in der Metropole. Nach unserem Frühstück wurden wir am Hotel von Raju abgeholt und es ging los zu unserem ersten erlebnisreichen Tag in Nepal.
Pashupatinath
Die erste Sehenswürdigkeit, die wir besichtigt haben, war der hinduistische Pashupatinath Tempel. Er ist einer der wichtigsten Tempel im Hinduismus und ist dem Gott Shiva geweiht. Der Tempel liegt in Kathmandu am heiligen Fluss Bagmati und es gilt als erstrebenswert für Gläubige, hier nach dem Tod die „letzten Riten“ zu empfangen und sich verbrennen zu lassen. Der eigentliche Tempel ist nur für Hindus zugänglich, der äußere Tempelbezirk kann aber von jedem besichtigt werden. Die Verbrennungsstätten für die höheren und niedrigeren Kasten sind durch eine Brücke getrennt.
Bevor wir losfuhren fragte Raju uns erst noch, ob wir ein Problem damit haben, einen Toten zu sehen, weil das schon sehr wahrscheinlich wäre. Und tatsächlich fanden zwei Totenzeremonien statt. Es war schon ein merkwürdiges Gefühl. Wer so etwas nicht mit ansehen kann sollte diesen Tempel lieber auslassen. Ich kam mir jedenfalls ein wenig Fehl am Platz vor, da wir (wie auf der ganzen Reise) kaum anderen Touristen begegnet sind, und uns somit ein bisschen wie Eindringlinge fühlten. Wir wurden aber überall nett, freundlich und zuvorkommend behandelt. Nur von vielen neugierigen Blicken blieben wir auf unserer ganzen Reise kaum verschont.
Am frei zugänglichen Flussufer führen Treppen zu kleineren Schreinen, die ebenfalls Shiva geweiht sind, was man gut dadurch erkennt, dass stets eine Kuhstatue davor platziert ist. Rundherum laufen einige Affen und man begegnet häufig Sadhu Priestern, die sich gerne fotografieren lassen (und danach natürlich eine Spende wollen).
Abgesehen von dem etwas beklemmenden Gefühls des „Eindringens“ in Pashupatinath, war es toll einfach mal in die Kultur einzutauchen. Alle Sehenswürdigkeiten, die wir gesehen haben, waren Orte des alltäglichen Lebens und nicht einfach nur Touristenattraktionen.
Baudhanath Stupa
Die Baudhanath Stupa ist eines der buddhistischen Heiligtümer in Kathmandu. Durch das Erdbeben 2015 ist ihre Spitze eingestürzt und war zum Zeitpunkt unserer Reise noch im Wiederaufbau. Am Fuß der Stupa befinden sich Gebetsmühlen. Gläubige gehen mehrfach um die Stupa herum und drehen dabei an den Mühlen, dies soll Glück bringen. Wichtig ist, dass man immer in ungerader Anzahl und im Uhrzeigersinn um die Stupa geht.
Natürlich war es schade, dass das schöne goldene Dach mit den vielen bunten Gebetsfähnchen nicht mehr vorhanden war, aber das bunte Treiben rundherum fanden wir trotzdem spannend.
Ringsum die Stupa befinden sich schöne Gebäude im tibetischen Stil mit kleinen Läden, in denen tibetische Flüchtlinge handgearbeitete Souvenirs verkaufen. Ein kleiner buddhistischer Tempel, den man besuchen darf, befindet sich ebenfalls hier. Unter dem Tempel findet sich eine große Gebetsmühle. Man geht drei Mal darum und dreht diese dabei. Bei jeder Umdrehung läutet eine Glocke darin.
Durbar Square
Der Durbar Square ist der alte Königspalast mit zahlreichen Tempelgebäuden. Hier war die Zerstörung des Erdbebens besonders verheerend. Die Gebäude durften nur noch von außen besichtigt werden und wurden oftmals durch provisorisch anmutende Holzbalken gestützt. Ziegelsteine lagen aufgetürmt an jeder Ecke. Über Allem lag eine dicke Schicht Staub. Es machte mich wirklich traurig wegen der schönen Gebäude und den vielen Opfern, die das Erdbeben hier gefordert hat. Dennoch sind die Gebäude immer noch imposant und die einzigartige Architektur wunderschön. Man sieht an jeder Ecke, dass das Leben in seiner ganzen Wuseligkeit trotzdem weitergeht.
Wir schlenderten über den Platz und Raju erzählte uns viele kleine Geschichten über die Königsfamilie, die Tempel, Geschichte und eigentlich alles mögliche. Besonders interessant fanden wir die der Kindgöttin Kumari. Die Kumari ist ein kleines Mädchen, das als Göttin verehrt wird, und lebt in einem Tempel am Durbar Square. Sie wird im Alter zwischen 2 und 4 Jahren anhand von 32 körperlichen Merkmalen und ihrem Geburtshoroskop aus einer angesehenen Familie ausgewählt und lebt bis zu ihrer ersten Menstruation in diesem Tempel. Sie verlässt ihn nur zu wenigen besonderen Anlässen im Jahr, aber man kann sie zu bestimmten Tageszeiten an einem Fenster sitzen sehen. Wir haben sie leider nicht gesehen und es durften auch keine Fotos des Tempels gemacht werden.
Nach unseren ersten Momos (die ich sofort liebte, ich aß die ganze Reise über fast nichts anderes) in einem kleinen Café um die Ecke gingen wir weiter zur Kathesimbhu Supa.
Kathesimbhu Stupa
Die Kathesimbhu Stupa liegt versteckt zwischen Häusern in der Altstadt. Es ist ein sehr friedlicher Ort. Tauben bevölkern den Platz und Kinder spielen zwischen den Statuen. Ein schöner Ort um den Tag ausklingen zulassen.
Allgemein waren wir sehr beeindruckt, dass in einer so bunten bewegten Stadt, die Menschen so unglaublich gelassen sind.
Swayambhunath
Am letzten Tag vor unserer Abreise, waren wir wieder in Kathmandu und wir wollten unbedingt noch die berühmte Swayambunath Stupa sehen. Leider hat es (das erste und einzige Mal auf unserer Reise), gerade dann geregnet als wir dort waren, was die Aussicht leider ein wenig getrübt hat.
Die Swayambunath Tempelanlage mit der großen Stupa ist eines der Hauptwahrzeichen der Stadt und mit einem Alter von mehr als 2000 Jahren eines der ältesten Heiligtümer. Sie liegt auf einem Berg gelegen, von dem man eine Sicht über ganz Kathmandu hat. Die Anlage wird auch Affentempel genannt, weil zahlreiche Affen die Anlage bevölkern und kommt sogar in einigen Filmen vor.
Es führt eine lange Treppe den Berg hoch, die so viele Stufen wie Tage im Jahr hat. (Aus Ermangelung an Zeit, und natürlich aus gar keinem anderen Grund *hust*, sind wir aber mit dem Auto hoch gefahren). Auch hier hatte Raju eine Geschichte für uns parat. Eine Legende besagt, dass, sollten die weißen Türme vor der Stupa jemals beschädigt werden, großes Unglück über das Land kommen wird. Tatsächlich ist einer der Türme bei dem Erdbeben eingestürzt. Hoffen wir mal, dass sich die Prophezeiung nicht bewahrheitet.
Als nächstes werde ich über die Hochzeit meiner Freundin Muna berichtet, welche ja der Hauptgrund unserer Reise war. Sei gespannt!
Hier findet ihr nochmal den kompletten Bericht:
Nepal Reisevorbereitung
Warum Nepal?
Kathmandu – die ersten Eindrücke
Kathmandu
Eine Hochzeit auf Nepalesisch
Bhaktapur
Chitwan Nationalpark
Pokhara
Trek nach Ghandruk
3 Gedanken zu “Nepal – Eine Reise zum Himalaya – Kathmandu, sehenswert trotz Erdbeben”
Nepal steht auch noch auf meiner Liste und wird hoffentlich nächstes Jahr in Angriff genommen. Der Artikel ist schön geschrieben und macht auf jeden Fall Lust dort hin zu reisen. Ich finde auch gut, dass hier auf die Probleme eingegangen wird, die das Land zu meistern hat. Definitv kein 0815-Bericht: Gefällt mir sehr, sehr gut! 🙂
Viele Grüße, Kuno
Vielen Dank! Schön, dass wir deine Lust auf Nepal noch mehr steigern konnten!
Bin gespannt was du von deiner Reise berichten wirst!
Liebe Grüße
Jenny
Gut zu sehen, dass es aufwärts geht, obwohl es in Nepal eigentlich immer rauf und runter läuft, so wie die Flagge es andeutet (Hat uns mal ein Guide erzählt). Wir selbst waren sehr oft in Nepal, haben diverse Trekking Touren gemacht, natürlich auch die Städte kennengelernt. Das Land und seine Menschen lieben wir, es gibt kaum Regionen, wo wir so viel ehrliche Herzlichkeit erlebt haben wie in Nepal.
Das Erdbeben haben wir miterlebt und mit sehr viel Glück sind wir heil herausgekommen. Wenn es Euch interessiert, könnt Ihr hier nachlesen, wie unsere Eindrücke waren: https://wegsite.net/unser-weg/nepal/
Ob und wann wir wieder dort sein werden hängt auch damit zusammen, wie wir das Erleben des Erdebebens verarbeiten. Es geht uns teilweise immer noch so, wenn wir über schwankenden Untergrund gehen, dass der Körper die Erderschütterung erinnert. Wir wollen auf jeden Fall wieder hin, möchten aber nicht als Besucher die Ressourcen verbrauchen, die die Bevölkerung so dringend selbst braucht.
Viele Grüße von der Wegsite.