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Während unserer Elternzeit-Reise nach Nordnorwegen haben wir an einem Tag die alte Wehrmacht-Festung Skrolsvik Fort des Atlantikwalls auf Senja besucht. Skrolsvik Fort ist ein echter Lost Place und sehr gut erhalten. Für viele Infos und tolle Bilder einfach weiterlesen.
Vorwort
Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Beitrag überhaupt schreiben soll. Warum?
Je bekannter ein Ort wird, desto mehr Menschen pilgern dorthin. Da sich leider sehr sehr viele Touristen absolut egoistisch verhalten und keinerlei Rücksicht auf Umwelt, Natur, Bauwerke oder sonstwas nehmen, werden die Locations zunehmend beschädigt und zerstört. Natürlich gibt es auch viele, die die Orte nur genießen und so zurücklassen, wie sie vorgefunden wurden. Das ist meiner Erfahrung nach aber leider eher die Ausnahme als die Regel.
Da dieser Ort noch relativ unbekannt und daher teilweise noch sehr gut erhalten war, möchte ich eigentlich nicht zu übermäßigen Besucherströmen beitragen. Ansonsten ist in ein paar Jahren vermutlich das ganze Inventar von Souvenir-Jägern und Sammlern gestohlen und vieles mutwillig zerstört. Um das möglichst zu unterbinden, hatte ich ursprünglich in diesem Beitrag keinerlei Hinweise auf den Ort oder den Namen. Die Festung ist aber nun schon etwas bekannter. Außerdem sind laut einiger Rückmeldungen von Euch die Bunker mittlerweile wohl meistens komplett verschlossen und es werden Parkplätze und weitere Infrastruktur angelegt.
Leider war auch bei unserem Besuch schon einiges absichtlich zerstört und an fast allen prominenten Stellen haben irgendwelche Deppen das Symbol der SS-Division Totenkopf aufgesprüht. Kann man solche Orte nicht einfach respektvoll behandeln und entsprechende Rücksicht nehmen? Warum laufen so viele Vollpfosten herum und müssen überall ihre möglichst unübersehbaren Spuren hinterlassen? Ich habe den SS-Totenkopf auf meinen Bildern entsprechend überall entfernt.
Das Beste wäre natürlich, wenn ich gar nichts zu diesem Ort schreiben würde. Dennoch möchte ich meine Erfahrungen und Bilder mit Euch teilen. Immer in der Hoffnung, dass sich die Wenigen unter Euch, die den Ort aufgrund meines Berichts besuchen, entsprechend rücksichtsvoll verhalten.
So viel zum Vorwort. Weiter geht es mit dem eigentlichen Bericht.
Geschichte der Festung Skrolsvik
Bei diesem Lost Place handelt es sich um eine alte Festung der Wehrmacht. Skrolsvik Fort wurde nach der Besetzung Norwegens als Teil des Atlantikwalls in Nordnorwegen unter der Bezeichnung HKB 16./973 Senjehesten (HKB = Heeres Küsten Batterie) errichtet und befindet sich auf einer Landzunge der Insel Senja, in der Nähe des Ortes Skrollsvika. Sie befindet sich weit nördlich des Polarkreises und konnte durch ihre Lage den Zugang zu einem größeren Fjord-System verteidigen.
Die Festung Skrolsvik war folglich eine Küstenbatterie zur Verteidigung des besetzten Norwegens gegen den Angriff von Seestreitkräften und wurde mit entsprechenden Geschützen gegen Kriegsschiffe ausgestattet.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Skrolsvik Fort von der norwegischen Marine übernommen, ausgebaut, modernisiert und einige Jahre weiter genutzt. Daher war die Festung noch so gut erhalten.
Nachdem die Marine die Nutzung der Festung einstellte, wurde sie in der Zwischenzeit kurz als Museum genutzt. Da der Besucherandrang scheinbar relativ gering war, wurde auch das Museum geschlossen.
Heute wird die Festung Skrolsvik nicht mehr genutzt und liegt einfach verlassen und teilweise vergessen in der Landschaft. Ein echter Lost Place eben.
Wir besuchen die Wehrmacht-Festung
An dem Tag hat es ordentlich gestürmt und es sah aus, als ob es jederzeit anfangen würde zu regnen. Da wir nur etwa eine Stunde Autofahrt von Skrolsvik Fort entfernt waren und wir keine große Lust auf Wanderungen bei dem Wetter hatten, sind wir zu dem Lost Place gefahren. Wir hatten noch keine Ahnung, was uns erwarten würde und wussten nur, dass es sich um eine verlassene Militäranlage mit ein paar Gebäuden und einem Landungsschiff handelt. Dass es sich um eine Atlantikwall-Festung der Wehrmacht handelt, war uns völlig unbekannt.
Die Außenanlage von Skrolsvik
Parkplatz und erste Gebäude
An der Straße war nicht wirklich etwas ausgeschildert. Man musste schon wissen, wo man hin muss. Direkt an dem Gelände war ein kleiner Parkplatz für nicht mehr als eine Handvoll Autos. Wir waren bei unserem Besuch komplett allein. Links und rechts der Straße wuchsen Unmengen wilder Himbeeren, die bei unserem Besuch gerade reif waren. So haben wir uns eine ordentliche Schüssel voll gepflückt und hatten leckere Beeren zum Nachtisch.
Aber bevor es losging habe ich meine Stirnlampe, den Rucksack und die Kamera samt Blitz und lichtstarkem Weitwinkelobjektiv eingepackt – man weiß ja nie, was einen erwartet. Wir haben uns entsprechend dem Wetter angezogen und die Klamotten und Haare sturmfest gemacht. Dann ging es los.
Zuerst trifft man auf alte Holzhäuser, die man nicht betreten konnte. Teilweise sind die Kellerdecken eingestürzt, alles ist baufällig und alt. Die Gebäude sind ja auch seit Jahrzehnten den erbarmungslosen Elementen der Polarregion auf Senja ausgeliefert. Die Familien, die dort wohnten, wurden wohl umgesiedelt, als die Wehrmacht die Festung aufbaute. Anschließend wurden die Häuser scheinbar als Unterkünfte genutzt. Vermutlich aber nur solange das Wetter mit machte. Während der Polarnächte war es unterirdisch wahrscheinlich angenehmer als über der Erde.
Küchenbaracke und erste Bunker der Festung Skrolsvik
Weiter kommt man zu einer alten Küchenbaracke, die bereits von der Wehrmacht aufgebaut und noch nach dem Krieg von der norwegischen Marine genutzt wurde.
Außerdem trifft man auf erste befestigte Flak-Stellungen. Beim Blick durch die Fenster und Öffnungen erkennt man Überreste der metallenen Pritschen, auf denen die Soldaten geschlafen haben. Der Bunker bzw. Aufenthaltsraum konnte betreten werden und über einen mehrfach abknickenden Gang mit Splitterschutz-Wänden gelangt man in den Bereich, in welchem die Flak stand. Diese war jedoch nicht mehr aufgebaut. Dafür waren der Sockel des Drehkranzes sowie der Bodenbelag aus Holzbretten noch erhalten.
Überall auf dem Gelände der Festung Skrolsvik sieht man Panzertüren, die in Bunker oder befestige Stellungen und MG-Nester führen. Auch sind überall Schlitze und Löcher, aus denen heraus die Soldaten die Bunker gegen Angriffe von Landeinheiten verteidigen konnten. Viele waren verschlossen oder die Panzertüren so stark verrostet, dass man die Türen nicht bewegen konnte. Daher waren viele Stellungen nicht betretbar. Ein Großteil der Bunker und Stellungen konnte bei unserem Besuch jedoch betreten werden, vor allem die interessanten und großen Bunker waren mehr oder weniger gut zugänglich. Dazu aber später mehr. Zunächst weiter mit den Sehenswürdigkeiten an der Erdoberfläche.
Landungsboot
Am kleinen Strand in einer winzigen Bucht lag ein Landungsboot. Auf den ersten Blick sah es so aus, wie die Boote, welche die Alliierten in der Normandie eingesetzt haben. So richtig schön mit großem offenen Frachtraum und Ladeluke. Auf den zweiten Blick sieht man jedoch, dass das Boot wahrscheinlich moderner ist. Scheinbar wurde es von der norwegischen Marine hier zurück gelassen, nachdem die Festung aufgegeben wurde.
4-cm-Flak 28
Etwas weiter Richtung Küste sieht man nach ein paar Metern bereits eine Flak in den Himmel ragen. Hier steht noch eine 4-cm-FlaK 28 (40-mm-Bofors-Geschütz) auf dem Drehkranz. Bis auf den Rost war diese noch sehr gut erhalten. Sogar die Halter für die Magazine waren noch vorhanden, ebenso die Holzbretter, die den Boden der Stellung auskleiden.
Bunkerkomplex des Skrolsvik Forts
Hauptbunker
Bis zu diesem Bunker waren Jenny und unser Reisebaby noch bei mir. Von außen sieht man nur einen großen Eingang, der durch eine leicht offen stehende Stahltür in die Flanke eines Felshügels führt. So wie fast überall an der norwegischen Küste, besteht hier alles aus Fels und nur einer dünnen Schicht Erde mit Gras oder kleinen Büschen.
Wie am Anfang schon geschrieben, hatten wir keine Ahnung, was uns hier wirklich erwartet. Also bin ich voller Neugier in den Eingang hinein und habe schon die ersten Verteidigungsgänge gesehen, die sich im Felsen um den mittleren Hauptbunker herum winden. Um diesem Gang zu folgen, musste ich mich ducken und die Kamera gut festhalten, damit sie nirgends anstößt. Überall sind Scharten, Öffnungen und MG-Nester, die einen geschützten Blick auf das Umfeld frei geben. Während der ersten kleinen Exkursion habe ich auch schon die anderen verzweigten Gänge gesehen, die weiter in den Fels hinab führen. Ich war begeistert und das wollte ich mir natürlich genauer ansehen. Da Jenny darauf wenig Lust hatte und es zu dem Sturm nun auch anfing zu regnen, ist sie mit dem Kleinen zurück zum Camper.
Außerdem hatte ich so ein gewisses Backup, falls etwas passieren sollte. So hätte Jenny Hilfe holen können, falls ich nach einer gewissen Zeit nicht zurück gewesen wäre oder mich nicht gemeldet hätte. Wie sich jeder denken kann, sind solche verlassene Gebäude und Bunker nicht unbedingt der sicherste Aufenthaltsort. Natürlich war das ein gewisses Risiko, hier auf eigene Faust in die Bunker vorzudringen. Aber man muss ja nicht jeden Tunnel mit rissigen oder durchhängenden Decken betreten. Die lässt man dann halt aus und entscheidet für sich, welches Risiko man bereit ist, einzugehen. Also bin ich dann alleine weiter und habe die weiteren Gänge dieses Lost Places erforscht.
Einen schmalen Gang, der einfach nur steil unter die Erde führt und bei dem kein Ende in Sicht ist, habe ich vorsichtshalber lieber ausgelassen. Statt dessen geht es um mehrere Ecken eine lange Treppe tief hinab in den Fels hinein. Hier hörte man den Sturm nur noch durch die Lüftungsschächte heulen und rostige Metallteile klappern. Licht war außer meiner Stirnlampe und dem Blitz der Kamera natürlich nicht mehr vorhanden. Immer wieder musste ich zurück zum Ausgangspunkt, um mich in den verwinkelten und abknickenden Gängen nicht zu verlaufen.
Ich habe komplett leere Räume mit nackten grauen Betonwänden vermutet, 2. WK-Bunker eben. Es hat mich überrascht, was es zu sehen gab. Die Farbe blättert von den Betonwänden, alles hat ein endzeitliches Feeling, wie nach einer Apokalypse. Es ist feucht und kalt. Teilweise ist die Einrichtung noch vorhanden, natürlich ebenfalls in einem desolaten und trostlosen Zustand.
Artilleriestellungen des Skrolsvik Fort- Geschützbunker
Auf dem weiteren Weg stellt man fest, dass sich das Layout von einigen unterirdischen Bunkern wiederholt. Über einen mehrfach abgeknickten Gang mit Panzertüren sind links und rechts zwei spiegelbildliche große und schwer gepanzerte Räume vorhanden. Jeweils zur Mitte hin befindet sich ein komisches Gitter in der Wand, welches durch eine Stahlklappe verschlossen werden kann. Zu diesen Räumen gehört jeweils noch ein kleiner Raum, der nochmals deutlich stärker gepanzert ist.
In dem Verbindungsstück zwischen den beiden großen Räumen ist eine verrostete Leiter, die durch einen sehr kleinen Durchlass durch die Bunkerdecke nach oben führt. Zuerst wurde die Leiter auf Stabilität getestet und dann vorsichtig erklommen. Der Durchgang durch die dicke Bunkerdecke ist dabei so klein, dass ich hinten mit dem Rucksack an der Betonwand geschliffen bin und vorne die Kamera zur Seite halten musste, da diese ansonsten an der Leiter angeschlagen wäre. Und wer mich kennt, weiß dass ich eher der schmal gebaute Typ bin. Oben angekommen schaut man durch einen ebenfalls kleinen Durchgang mit dicker verrosteter Panzertür in einen weiteren Bunkerraum. Und in diesem Bunker erblickt man dann ein großes Geschütz.
Erst da habe ich gemerkt, dass ich mich in einem Geschützbunker befinde. Die beiden großen Kammern unten sind die Munitionsbereitstellungsräume. Die Gitter in den Wänden sind Munitionsaufzüge. Und die kleinen noch dicker gepanzerten Räume sind die Lager für die Bereitstellungsmunition. So konnte das Geschütz über je zwei unabhängige Vorräte (je einer links und rechts) und über zwei einzelne Munitionsaufzüge versorgt werden.
Das Geschütz im Bunker hat mich aus den Socken gehauen. Bisher wusste ich nicht, dass es sich um eine Festung handelt und diese mit solchen Geschützen ausgestattet ist. Geschweige denn, dass diese heute noch so hervorragend erhalten und eingebaut sind. Da klettert man eine Leiter hinauf und sieht vor sich eine große Kanone, ohne dass man damit gerechnet hat.
Bis auf wenige Bauteile scheinen die Geschütze sehr gut erhalten und fast vollständig. Sogar die deutsche Beschriftung war an den Bedienelementen noch lesbar. Nach meinen Recherchen könnte es sich um Schiffsgeschütze vom Typ 15 cm SK C/28 handeln und aus der Sekundärbewaffnung der Scharnhorst und/oder Gneisenau stammen (Scharnhorst-Klasse). Aber keine Ahnung ob das stimmt. Vielleicht ist ja ein Experte unter Euch und kann mir einen entsprechenden Kommentar da lassen. Ich werde hier einfach so lange bei dieser Bezeichnung bleiben.
Im Kampfraum befindet sich an der Decke ein Rauchabzug, der die Pulverdämpfe nach dem Schuss möglichst schnell nach draußen befördern soll. Die Ausgänge der Munitionsaufzüge führen ebenfalls direkt in den Kampfraum. In manchen dieser Bunker hingen noch die Tafeln der norwegischen Marine, auf welchen die ballistischen und atmosphärischen Daten eingetragen wurden. Es gibt zwei unabhängige Ein- und Ausgänge. Einer führt über die Leiter ins Innere des Bunkers unter die Erde. Der Zweite führt hinter dem Geschütz nach draußen. Dort ist auch der Abzug der Entlüftung zu sehen, der mit einer Art viereckiger Pilzkappe gegen Witterungseinflüsse geschützt ist.
Da die Festung mit vier solcher Geschütze ausgestattet ist, wiederholt sich dieser Bunker vier Mal in fast identischer Ausführung.
Feuerleitstelle der Festung Skrolsvik
Durch einen langen unterirdischen Gang kommt man schließlich zur Rückwand eines weiteren Bunkers. Einzelne Räume waren einige Zentimeter tief mit Wasser überflutet, dennoch war einiges an Ausstattung vorhanden.
Anhand der noch vorhandenen Einrichtung liegt die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um einen Feuerleitbunker oder zumindest einen der wichtigeren Bunker handelt. Ich werde ihn in diesem Beitrag einfach Feuerleitbunker nennen, auch wenn er eventuell eine andere Funktion hatte.
Außer Tischen und Schränken befanden sich viele Schaltschränke und elektrische Geräte an den Wänden. Auch waren Tafeln vorhanden, auf welchen Gegner, Fahrt, Kurs, Position usw. eingetragen wurden. Es gibt viele kleine verwinkelte Gänge und Treppen, die noch weiter unter die Erde führen. Diesen bin ich aber nicht immer gefolgt. Teilweise waren sie auch durch verrostete Türen oder zerstörte Einrichtung so blockiert, dass man nicht ohne weiteres hineinkommen konnte.
Ein paar Räume weiter befindet sich der Generator-Raum. Die Generatoren, welche die Bunker mit Strom versorgten, wurden entfernt. Dennoch sind die Aufnahmen auf dem Boden sowie die Frischluftzufuhr und Abgasrohre noch sichtbar und vorhanden. Ebenfalls die großen Stromklemmen mit Sicherungen, über welche der Strom der Generatoren in das Festungsnetz eingespeist wurde. An der Wand in diesem Raum haben sich die Soldaten künstlerisch betätigt und zum Teil ansehnliche Graffitis hinterlassen.
Draußen tobte der Sturm. Daher pfiff und klapperte es im Bunker durch die Lüftungsanlage. Über weitere verwinkelte Gänge sah man etwas Tageslicht und erreicht schließlich eine Panzertür, die in leicht geöffneter Stellung festgerostet ist. An Kabelsalat und der verrosteten Panzertür vorbei konnte man sich ins Freie zwängen und stellt fest, dass man sich ganz vorne an der Spitze der Landzunge befindet.
Vor einem liegt das Meer mit einzelnen zerklüfteten Inseln und den Bergen der anderen Seite der Meerenge im Hintergrund. Hinter einem befindet sich die massive Wand des Bunkers. Außen hängen Geräte, welche vermutlich Radaranlagen sind. Das würde auch zur Funktion eines Feuerleitbunkers passen. Diese wurden aber ziemlich sicher von der norwegischen Marine eingebaut, ebenso wie die Elektronik im Inneren des Bunkers. Das sah zu neu aus, um Technik aus dem Zweiten Weltkrieg zu sein. Oben auf dem Bunker sind leicht gepanzerte Beobachtungsstände und weitere Antennen und Elektronik. Teilweise waren diese auch noch mit zerfallenen Tarnnetzen getarnt.
Verstreute Stellungen
Munitionsbunker
Etwas zurückverlagert von der Küste befindet sich ein großer Tunnel, der seitlich in einen Felshügel führt. Dies ist der Eingang zum Munitionsbunker. Der Eingang konnte mit großen Holztoren verschlossen werden und ist groß genug, dass auch kleinere Fahrzeuge hinein fahren können. Etwas weiter innen ist eine massive Panzertür, die den Zugang zum eigentlichen Munitionsbunker verschließt. Der gesamte Bunker ist tief im Felsen eingegraben, um die Munition entsprechend zu schützen.
Der Bunker selbst besteht aus einem Hauptgang und mehreren wirklich großen langgestreckten Lagerräumen. Die Lagerräume zweigen rechts vom Hauptgang ab und führen weiter in den Fels hinein. Diese Lagerräume sind komplett mit Beton ausgekleidet und scheinen immens stark befestigt zu sein. Das ist aber auch nur logisch, wenn man sich die Größe der Räume anschaut und überlegt, welche Mengen an Munition und Geschossen hier gelagert werden konnten. Ein Treffer hätte verheerende Folgen gehabt.
Beobachtungsstellung
Ein paar hundert Meter weiter im Landesinneren befindet sich in einem Hügel ein weiterer größerer Bunker. Ich bin den Hügel hinauf gelaufen, habe den größeren Bunker aber nur von oben und außen gesehen. Den Eingang habe ich nicht gefunden. Aber man trifft in der Umgebung immer wieder auf verschlossene Panzertüren oder Scharten. Eventuell ist der Eingang also weiter unten oder unterirdisch.
Dennoch befinden sich viele Laufgräben auf dem Hügel sowie ein paar Beobachtungsstellungen. Teils sind diese nur aus Holz, teils aber auch leicht befestigt. Auch ein etwas stärker befestigter Bunker bzw. Unterstand war dort zugänglich. Die Laufgräben waren zum Großteil stark zugewachsen, sodass man die Wege kaum erkennen konnte. Auch musste man sich manchmal ganz ordentlich durch das Dickicht kämpfen, um den Wegen zu folgen.
Befestigte Scheinwerferstellung
Etwas abseits von den Geschützstellungen trifft man im Wald auf eine weitere Stahltür in einer Betonwand. Beim Betreten dieses Bunkers stößt man sofort im ersten Raum auf einen großen Motor mit Generator. Die Schalttafel mit den Bedienelementen war noch vorhanden und in Deutsch beschriftet. Aber alles war schön verrostet. Geradeaus ist ein weiterer Raum. Hier waren Pritschengestelle, also die Unterkunft der Besatzung dieser Stellung.
Auf dem Boden neben dem Generator lag ein dickes Kabel, welches seitlich durch einen kleinen Durchgang verschwand. Hinter dem Durchgang ist ein schmaler Gang, der leicht nach oben führt. Am Ende knickt der Gang nach rechts ab und man steht direkt vor einem großen Scheinwerfer. Hierbei handelt es sich um einen Scheinwerfer, der zur Zielbeleuchtung eingesetzt wurde. Daher auch der große Generator und das dicke Kabel. Der Scheinwerfer musste stark genug sein, um auch in stürmischer Polarnacht feindliche Schiffe entsprechend hell zu beleuchten, dass die Zielbeobachter die Koordinaten durchgeben konnten.
Der Scheinwerfer stand auf einem Wagen. Im Boden sind zwei Schienen eingelassen, auf welchen er nach vorne aus dem Bunker in eine niedrige befestigte Stellung gefahren werden konnte. Der Bunker konnte mit zwei Holztoren verschlossen werden, die aber jetzt geöffnet waren. Der Scheinwerfer sah bis auf ein bisschen Rost sehr gut aus. Sogar die Glaslamellen ließen sich problemlos über einen Hebel bedienen und auch die horizontalen und vertikalen Schwenkantriebe arbeiteten immer noch tadellos. Der Scheinwerfer machte den Eindruck, als müsste man nur das Kabel anschließen und er würde sofort anstandslos funktionieren.
Zusammenfassung
Das waren soweit die interessantesten Punkte und Bilder zum Skrolsvik Fort. Da der Artikel nun doch recht lang geworden ist, gibt es zum Abschluss noch eine Zusammenfassung.
Übersicht über den arktischen Lost Place
Hauptaufgabe der Festung Skrolsvik (HKB 16./973 Senjehesten) auf Senja war die Verteidigung gegen feindliche Seestreitkräfte. Daher bestand die Hauptbewaffnung aus vier Kanonen (wahrscheinlich Typ 15 cm SK C/28). Alle vier Geschütze sind in eigenständigen Bunkern samt Munitionsvorrat und Munitionsaufzügen untergebracht, um bei Ausfall einzelner Geschütze weiterhin kampffähig zu bleiben. Die Geschütze befinden sich in niedrigen teils im Boden eingelassenen Kasematten und waren bei unserem Besuch noch fast vollständig erhalten.
Zur Zielbeleuchtung während der Polarnacht oder bei schlechten Sichtverhältnissen ist ein Bunker mit einem riesigen Scheinwerfer vorhanden, der mit einem eigenen Stromaggragat ausgestattet ist.
Zur Luftverteidigung ist die Festung mit entsprechenden Luftabwehrkanonen ausgestattet. Eine Flak des Herstellers Bofors war bei unserem Besuch noch erhalten und in der originalen Flak-Stellung auf dem zugehörigen Flak-Bunker aufgebaut.
Unterirdische Feuerleitstände, Kommandostände, Mannschaftsunterkünfte, Santitätsstationen usw. sind selbstverständlich ebenfalls vorhanden und waren bei unserem Besuch zugänglich. Die einzelnen Bunker sind zum Großteil über Tunnel, Treppen und unterirdische Verteidigungsstellungen miteinander verbunden und durch schwere Panzertüren verschließbar.
Die Küchenbaracken und ein paar weitere unbefestigte oberirdische Gebäude befinden sich ein paar hundert Meter weiter im Hinterland.
Fazit des Besuchs
Fast alles war in einem erstaunlich gut erhaltenen Zustand, wie man ihn bei Anlagen aus dem Zweiten Weltkrieg selten vorfindet. Die ganze Anlage hatte ein surreales Feeling, wie in einer post-apokalyptischen Welt. Der Sturm während unseres Besuchs hat seinen Teil zu dem Feeling beigetragen. Dadurch, dass man sich fast nur unter der Erde in Betonstollen bewegt und kein Tageslicht zu einem vordringt, fühlt man sich tatsächlich verlassen und einsam. Wie auf einer anderen Welt oder in einer anderen Zeit. Der Sturm pfeift durch die Lüftungsanlagen und in den Luftschächten klappern verrostete Bauteile in den Windböen, sodass man das Scheppern und Pfeifen fast in der ganzen unterirdischen Anlage hört.
Ich kann nur sagen, dass mich der Besuch des Skrolsvik Fort komplett aus den Socken gehauen hat. Ich habe eine alte Militäranlage der norwegischen Armee mit ein paar zerfallenen Gebäuden erwartet. Aber keine Bunker der Wehrmacht und bestimmt keine Geschütze, vor allem nicht in diesem Zustand. Ich würde den Besuch definitiv als ein Once-in-a-Lifetime Erlebnis verbuchen.
Ich freue mich auf Vorschläge zu anderen interessanten Lost Places. Lasst auch gerne einen Kommentar zu euren Eindrücken, Anmerkungen oder Fragen da.
4 Gedanken zu “Skrolsvik Fort – Lost Place in der Arktis”
Ich war im Juni 2023 dort. Den großen Parkplatz gibt es wie Marcus schreibt, ich war alleine dort über Nacht.
Die bauen dort offensichtlich eine Marina. Die Baustelle liegt aber schweinbar seit Monaten still.
Das Landungsboot ist weg (zumindest habe ich es nicht gefunden). Viele Türen führen in den Hauptbunker, viele sind verschlossen. Ich fand eine offene und war alleine in dem System aus Gängen, Räumen etc.
Hallo, könnt ihr mir bitte sagen wo ich da hin muss?
Leider überhaupt nicht mehr Lost 🙁
Nebenan wurde ein risieger Parkplatz gebaut (Tagesgebühr 200 Kr)
Die meisten Bunkertüren sind mittlerweile verschlossen.
Sehr schade
Das ist ein ganz großartiger Beitrag, Dankeschön dafür! Wahnsinn, wie gut alles erhalten ist. Wir sind auch große Freunde solche Lost Places und waren im vergangenen Sommer ebenfalls ausführlich in Norwegen unterwegs. Leider ist uns dieser tolle Ort nicht untergekommen. Super!
LG, Julia von MeinWeltbuch