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Dies ist die zweite Seite des Berichts unserer Tour entlang der Südküste Islands. Auf der ersten Seite geht es bis zum Sólheimasandur Flugzeugwrack. Auf dieser Seite von Vík í Mýrdal bis zur Gletscherlagune Jökulsárlón.
Dyrhólaey und Vík í Mýrdal
Kurz vor der Stadt Vík í Mýrdal erreicht man eine Landspitze. Hier steht der Dyrhólaey Leuchtturm weit oben auf einer Klippe und man hat eine gute Sicht auf ein riesiges Felsentor im Meer, durch das sogar Schiffe fahren können. Allerdings erreicht man den Leuchtturm nur über eine enge und steile Schotterstraße, die nur für Allradfahrzeuge freigegeben ist. Wer diese Straße nicht zum Leuchtturm hoch fahren kann oder will, kann weiter unten auf einem anderen Parkplatz parken. Hier gibt es viele Wege und ebenfalls eine gute Aussicht über die schwarzen Strände.
Der Dyrhólaey Leuchtturm steht auf einem Felsplateau mit wahnsinniger Aussicht über die Südküste und den Mýrdalsjökull. Das Felsplateau befindet sich mehr als 100
Meter über dem Meeresspiegel. Es gibt einen Weg um den Leuchtturm herum, hier sieht man auch toll das Felsentor.
Die Stadt Vík í Mýrdal selbst haben wir auf unserem Rückweg nach Reykjavik besucht. Auf dem Hinweg sind wir nur durchgefahren. In Vík í Mýrdal gibt es größere Einkaufszentren sowie öffentliche Toiletten und es bietet sich auf jeden Fall an, hier Proviant einzukaufen. Denn weiter nach Osten werden die Einkaufsmöglichkeiten immer weniger und man muss teilweise größere Strecken zurücklegen, um überhaupt einen kleinen Tante-Emma-Laden zu finden.
Vík í Mýrdal ist für seine schwarzen Lavastrände, die drei Felsnadeln Reynisdrangar im Meer vor der Küste und die Basaltformationen mit der Höhle Hálsanefshellir an der Südspitze der Küste bekannt. Wir sind jedoch nur kurz zum Strand gefahren, da das Wetter nicht so berauschend war und es leicht angefangen hat zu nieseln. Außerdem waren wir bereits spät an.
Auf dem Weg zum Strand kamen wir an einer Sammlung von Militär- bzw. Offroad- und Amphibienfahrzeugen vorbei.
Weiter bis zum Vatnajökull-Gletscher
Eldhraun
Im weiteren Verlauf der Strecke durchquert man mehrere Lavafelder und fährt an Laufskálavarða vorbei. Bei uns ging gerade die Sonne unter.
Später erreicht man ein riesiges Lavafeld, das Eldhraun. Ein Großteil ist bereits komplett mit Moos bewachsen, sodass das Lavafeld eher grün statt schwarz erscheint. Auf dem Hinweg war es bereits dunkel, sodass wir keine Bilder machen konnten. Auf dem Rückweg hatte es geschneit, das grüne Lavafeld war also weiß. Dennoch war es sehr beeindruckend. Es gibt einen Parkplatz, wo man Rast machen kann. Hier führen auch ein paar Wege durch einen kleinen Bereich des Eldhraun, wo die Geologie und die Geschichte erklärt wird. Bei bestem Wetter hatten wir eine tolle Aussicht über das schneebedeckte Lavafeld. Am Horizont im Osten thront der unfassbar große Gletscher Vatnajökull.
Am östlichen Ende des Eldhraun erreicht man die Schlucht Fjaðrárgljúfur, die einen sehr tollen Anblick bieten soll. Allerdings ist Fjaðrárgljúfur aktuell nur für wenige Wochen im Jahr geöffnet und ansonsten für Touristen gesperrt, da immer mehr rücksichtslose Touristen die Natur nachhaltig zerstören. Hier werden die ersten Auswirkungen von respektlosem und rücksichtslosem Verhalten deutlich sichtbar. Aber wir haben ja alle eine Menge Geld für unseren Urlaub ausgegeben, dann kann und will ich keine Rücksicht auf irgendwas nehmen müssen… Zumindest scheinen das viele Touristen leider zu denken. Island zieht also bereits knallharte Grenzen und macht die Sehenswürdigkeiten dicht. Auch Justin Biebers Musikvideo in Fjaðrárgljúfur hat bestimmt nicht für einen respektvolleren Umgang mit der Natur gesorgt. Super Vorbild!
Dverghamrar – die Zwergenburg
Während der nächsten Übernachtung in Hörgsland hatten wir erneut die Gelegenheit Polarlichter zu fotografieren. Am nächsten Morgen ging es weiter nach Osten. Schon nach wenigen Kilometern befindet sich rechts der Straße die Zwergenburg Dverghamrar. Hierbei handelt es sich um Basaltformationen, die eine Art Burgmauer bilden. Legenden berichten von Gesängen in der Nacht und allerlei übernatürlichen Vorkommnissen.
Kurz anhalten, eine Runde laufen, Fotos schießen und weiter fahren. Hier waren wir die einzigen Besucher.
Als wir weiterfahren wollten, kam um die nächste Kurve ein Schneepflug. Ich hätte die Gelegenheit gehabt, vor dem Schneepflug auf die Straße zu fahren, dachte aber, der wird schon seinen Grund haben, warum er hier lang fährt. Ich bin also hinter ihm auf die Straße eingebogen und schön dahinter her gefahren. Nach wenigen Minuten fing es dann auch tatsächlich an minimal zu schneien – es war ein ordentlicher Schneesturm. Wir haben den Schneepflug kaum noch gesehen, der nur 100
Meter vor uns her fuhr und die Straße freigemacht hat.
Der Schneepflug selbst war eine fette LKW-Zugmaschine mit mächtigem Räumschild. Salz wurde keines gestreut. Der Schneepflug ist dabei eine echt flotte Geschwindigkeit gefahren, damit der Schnee nicht nur an den Rand der Straße geschoben wird, sondern durch den Speed richtig weit in die Lavafelder neben der Straße geschleudert wird. Ansonsten würde der starke Wind den frisch geschobenen Schnee auch direkt wieder über die Straße verteilen.
Auf zwei Kilometern Länge lagen bereits fünf Geländewagen von Touristen im Straßengraben und warteten auf den Abschleppdienst. Fahrt also vorsichtig, denn ein Geländewagen bremst mit allen vier Rädern, wie jedes andere Auto auch, und lenkt nur mit den vorderen Rädern. Allrad nutzt nur beim Vorwärtskommen etwas. Überschätzt also nicht eure Fähigkeiten oder die des Autos. Ansonsten wartet ihr im Straßengraben bei eisigen Temperaturen und Schneegestöber auf den Abschleppdienst. Und die Region ist nicht gerade dicht besiedelt oder mit vielen Abschleppwägen ausgestattet.
Gletscherzunge Svínafellsjökull
Nach wenigen Kilometern hörte der Schneesturm aber dann auch genauso plötzlich auf, wie er angefangen hat. Der Schneefall war nur auf ein kurzes Stück der Straße begrenzt, dafür dort aber umso heftiger. Wir fahren über ein weiteres ausgedehntes Sandergebiet, den Skeiðarársandur. Der Skeiðarársandur ist für die großen Überschwemmungen (Gletscherläufe) nach einem Vulkanausbruch des Grímsvötn 1996 bekannt. Dabei sind pro Sekunde bis zu 45.000
Tonnen Schmelzwasser zu Tal gestürzt und haben eine lange Brücke der Ringstraße zerstört.
Die Straße führt auf die Gletscherzunge Skaftafellsjökull zu.
Rechts ist ein Parkplatz, wo Informationstafeln zu der Flutkatastrophe von 1996 stehen. Hier liegen auch verbogene Stahlträger, die von der zerstörten Brücke übrig geblieben sind. Die Kraft des Wassers wird deutlich, wenn man sieht, dass stabile Brückenträger so einfach wie Zahnstocher zerknickt wurden.
Links der Straße kann man zum Svartifoss Wasserfall abbiegen. Das ist ein Wasserfall inmitten von überhängenden Basaltformationen. Wir haben ihn allerdings ausgelassen, da wir keine Lust auf einen weiteren, von anderen Besuchern überlaufenen, Wasserfall hatten. Außerdem sieht er im Winter wohl auch eher unspektakulär aus.
Ein paar Meter weiter liegt der Nachbar des Skaftafellsjökull, die Gletscherzunge Svínafellsjökull. Dies ist eine der am Besten mit dem Auto erreichbaren Gletscherzungen an der Südküste Islands. Hier halten jedoch verhältnismäßig nur wenige Touristen an. Man biegt links auf den Svinafellsjokulsvegur ab. Dies ist eine Schotterstraße mit vielen, zum Teil richtig tiefen, Schlaglöchern, denen man nicht immer ausweichen kann. Eine hohe Bodenfreiheit ist also unbedingt erforderlich, ansonsten setzt man unweigerlich auf oder reißt sich den Unterboden des Fahrzeugs auf.
Am Ende der Straße ist ein Parkplatz am Rand der Gletscherrinne. Es führt ein Fußweg weiter entlang der Klippen und man hat eine tolle Aussicht über den Svínafellsjökull Gletscher mit seiner tollen blauen Farbe. Am Anfang des Weges ist eine Gedenktafel für zwei vermisste deutsche Touristen, die von einer Gletscherwanderung nicht zurückgekehrt sind, die sie auf eigene Faust unternommen haben. Das zeigt noch einmal die Gefährlichkeit und Unberechenbarkeit von Gletschern. Einen Gletscher sollte man daher nur mit einem Guide betreten.
Vor dem Svínafellsjökull erstreckt sich ein zugefrorener See zwischen den Klippen und der Endmoräne. Der Fußweg wird nach wenigen Metern zu einem Trampelpfad und führt weiter entlang der Klippen. Dabei wird er immer unwegsamer und man muss anfangen über glitschige Felsen zu klettern und aufpassen, dass man auf dem Schnee nicht ausrutscht. Am Rande des Pfades geht es relativ weit senkrecht nach unten, bis zum Gletschersee. Hier will man nicht runterfallen.
Wir haben den Svínafellsjökull auf unserem Rückweg nach Reykjavik besucht und es war gutes Wetter.
Gletschersee Jökulsárlón und Diamond Beach
Das östliche Ende unserer Tour entlang Islands Südküste war der Gletschersee Jökulsárlón und Diamond Beach. Das ist auch das Ziel vieler Tagestouren von Reykjavik, entsprechend voll ist es hier. Damit ihr es euch vorstellen könnt, unten mal ein Bild, auf dem auch ein paar Besucher zu sehen sind.
Zunächst hielten wir am Diamond Beach. Das ist ein schwarzer Strand, an den die Eisbrocken angeschwemmt werden, die vom Gletscher abbrechen und mit dem Gletscherfluss ins Meer getrieben werden. Die Eisberge leuchten im Sonnenlicht schön blau und glitzern. Leider war der Himmel von dunklen Wolken bedeckt und es hat geregnet. Das Farbenspiel des Eises war also recht langweilig. Dafür gibt es aber richtig große Eisbrocken und in unterschiedlichsten Formen.
Die Gletscherlagune Jökulsárlón soll ein tolles Bild bieten. Ein großer See, voll mit bizarren Eisbergen. Auch Seehunde sind hier wohl zuhause. Man kann an Bootstouren über den Gletschersee Jökulsárlón teilnehmen. Allerdings hatte sich aufgrund der kalten Luft oberhalb des Gletschers ein so dichter Nebel gebildet, dass wir vom See nicht wirklich etwas sehen konnten. Lediglich der Fluss, der die kleinen Eisberge ins Meer transportiert, war sichtbar.
In dieser Nacht haben wir etwas östlich übernachtet und es hat die ganze Nacht durch geschneit. Am nächsten Tag fuhren wir zurück, das Wetter war nicht besser. Einziger Unterschied: Es war nun alles weiß. Also ging es zurück Richtung Reykjavik und unterwegs haben wir die Punkte besucht, die wir auf dem Hinweg ausgelassen hatten. So ging unsere schöne Island-Reise mit tollen Erfahrungen und Bildern langsam zu Ende.
Fazit
Islands Südküste ist geprägt von Vulkanen, Gletschern, Wasserfällen und Lavafeldern. Die Landschaft ist sehr weitläufig, schroff und beeindruckend. Daher wird sie auch von vielen anderen Touristen besucht, sodass es an manchen Sehenswürdigkeiten oder Fotospots relativ voll werden kann. Dennoch ist sie definitiv einen Besuch wert.
Überall trifft man auf unwirtliche bizarre Landschaften, die zum Fotografieren geradezu einladen.
Es werden zwar auch Tagestouren von Reykjavik aus angeboten. Allerdings hat man dann nur wenig Zeit und hält nur an wenigen Punkten. Eine Fahrt auf eigene Faust über ein paar Tage mit Übernachtung ist auf jeden Fall entspannter und eine tolle Alternative.
Unsere Highlights waren die Gletscherzungen Svínafellsjökull und Sólheimajökull sowie Dyrhólaey. Jökulsárlón und Diamond Beach fanden wir eher unspektakulär, wobei hier mit Sicherheit auch das Wetter einen entscheidenden Einfluss gespielt hat.
Weitere Beiträge zu unserer Island-Rundreise:
- Unser Island Roadtrip im Winter – Die Route
- Snæfellsnes Halbinsel – Rundreise durch Miniatur-Island
- Golden Circle – Kontinentalspalte, Wasserfälle und Heiße Quellen
- Polarlichter in Island