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Snæfellsnes – Island in Miniatur: Wir fahren knapp zwei Tage über die Snæfellsnes Halbinsel und zeigen euch die interessantesten Punkte und Fotospots.
Die Halbinsel Snæfellsnes liegt im Westen von Island, nördlich von Reykjavik. Die Halbinsel bietet viele tolle Landschaften, die relativ nahe beieinander liegen. Daher bietet sich ein Besuch der Snæfellsnes Halbinsel besonders an, wenn man nicht viel Zeit in Island hat oder keine weiten Strecken zurücklegen möchte. Aus diesem Grund wird die Halbinsel auch oft als „Island in Miniatur“ bezeichnet.
Wir haben die Gelegenheit genutzt und sind direkt am ersten Tag unserer Island Rundreise im März 2019 vom Flughafen in Richtung Snæfellsnes aufgebrochen, nachdem wir unseren Mietwagen (einen Dacia Duster mit Allrad und Spikes) entgegengenommen haben. Einen Überblick über unsere komplette Route und die Positionen der einzelnen Sehenswürdigkeiten gibt es im Beitrag Unser Island Roadtrip im Winter – Die Route. Vom Flughafen aus fährt man in Richtung Norden und kommt durch die Randgebiete von Reykjavik. Dass die Isländer gerne Kreisverkehre bauen, merkt man spätestens jetzt, wenn man alle hundert Meter durch einen Kreisverkehr fahren muss. Aber viel besser als zig Ampeln. Und im Gegensatz zu Deutschland, sind die Isländer auch tatsächlich fähig, einen Kreisverkehr sinnvoll zu nutzen. Man muss lediglich beachten, dass die innen fahrenden Autos in Island Vorfahrt haben.
Auf dem Weg zur Snæfellsnes Halbinsel
Nach Reykjavik fährt man durch einen langen Straßentunnel, den Hvalfjarðargöng. Dieser ist seit September 2018 nicht mehr mautpflichtig. Wir hatten auf halbem Weg nach Snæfellsnes, in der Nähe von Borgarnes, eine Übernachtung eingeplant, da wir erst nachmittags gelandet sind. So hatten wir bei bestem Wetter die Gelegenheit, direkt am ersten Abend tolle Polarlichter zu bestaunen.
Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück direkt los in Richtung Snæfellsnes. Im Hotel noch eine Thermoskanne mit Tee vorbereiten und unterwegs schnell an einem Supermarkt anhalten, um Proviant für Unterwegs zu besorgen.
In Island gibt es sehr sehr viele Wasserfälle und so trafen wir nach wenigen Kilometern direkt auf den zugefrorenen Langárfoss.
Kurz bevor man schließlich die Snæfellsnes Halbinsel erreicht, befinden sich rechts von der Straße die Gerðuberg Klippen. Dies sind senkrechte, meist hexagonale, Basaltsäulen, ähnlich dem bekannten Giants Causeway in Nordirland. Allerdings findet man diese Säulen in Island an jeder Straßenecke, da sie durch abkühlendes Magma entstehen und Island quasi aus Vulkanen besteht.
Um die Gerðuberg Klippen zu erreichen, muss man kurz einer Schotterstraße folgen. Wer die Zeit hat und sich dafür interessiert, kann hier einen Stopp einlegen. Wir fanden die Klippen eher unspektakulär und sind bei recht starkem und kaltem Wind schnell wieder ins Auto gestiegen und weiter gefahren. Zumal wir im weiteren Verlauf unserer Reise unzählige Basaltformationen zu sehen bekamen, die meist auch interessanter aussahen.
Ganz in der Nähe befindet sich auch der Hotpot Landbrotalaug, eine heiße bzw. warme Quelle, zu der man ebenfalls einen Abstecher machen kann. Wir haben sie jedoch ausgelassen.
Entlang der Südküste von Snæfellsnes
Ytri Tunga
Wir haben die Snæfellsnes Halbinsel im Uhrzeigersinn umrundet, sind also zunächst entlang der Südküste nach Westen auf der Straße 54, dem Snæfellsnesvegur, gefahren und dann im Norden wieder zurück. Unser nächster Stopp im Süden war Ytri Tunga, ein Strand, an dem man häufig Seehunde beobachten kann. Man kann direkt in Strandnähe parken und muss nur wenige Meter zu Fuß gehen.
Wir hatten tatsächlich Glück und zwischen Seetang lagen viele Robben auf Steinen im Meer und ließen sich nicht von den Touristen stören. An dieser Stelle natürlich die Bitte, die Tiere in Ruhe zu lassen und entsprechenden Abstand zu halten. Das sollte zwar selbstverständlich sein, aber leider lässt die Rücksichtnahme und der Respekt vieler Mitmenschen immer mehr zu wünschen übrig. Wer hier Fotos machen möchte, ist mit einem Teleobjektiv gut bedient.
Wer nicht nur Augen für die Seehunde hat, findet auch weitere fotogene Plätze am Strand.
Búðakirkja – die schwarze Kapelle
Etwas weiter entlang der Südküste nach Westen verlässt man den Snæfellsnesvegur (Straße 54) und fährt entlang des Útnesvegur weiter. Dieser folgt dem Küstenverlauf von Snæfellsnes, während der Snæfellsnesvegur nach Norden abknickt und nicht bis zur Westküste führt. Direkt am Anfang des Útnesvegur erreicht man das Örtchen Búðir. Genau genommen handelt es sich nur um ein Hotel und eine Kapelle. Bekannt ist der Ort für die kleine schwarze Kapelle vor dem Hintergrund der schneebedeckten Berge, die Búðakirkja. Auf unserem Weg dorthin durchquert man auch ein paar Meter eines Ausläufers des Búðahraun. Als Hraun werden in Island die Lavafelder von Vulkanen bezeichnet.
Arnarstapi – kleine Ortschaft mit wilder Basaltküste
Nach einigen Kilometern kommt man in das kleine Fischerdorf Arnarstapi. Das Ortsbild wird vom Vulkan Stapafell beherrscht. Hier wurde das Wetter wieder etwas schlechter. Es war bedeckt, grau und es fing langsam an ganz leicht zu schneien. Dabei war der Wind recht kalt und stark.
Vor allem die Küste bei Arnarstapi ist sehr sehenswert. Es gibt viele Parkplätze und gut ausgebaute Wanderwege entlang der Küste. Die Küste selbst besteht aus Basaltsäulen in den abenteuerlichsten Formationen. Im kleinen Hafen schwimmen Enten und Seehunde. Nicht nur bei schönem Wetter kann man hier längere Zeit verbringen und die Natur bestaunen.
Die Westspitze von Snæfellsnes
Weiter entlang der Südküste kommt man an die Westspitze von Snæfellsnes. Auf dem Weg dorthin lohnt sich ein Stopp bei Lóndrangar. Vom Parkplatz sind es ein paar Meter bis zur Küste, man wird aber mit einem tollen Ausblick auf große Felsnadeln und die Steilküste belohnt. Die Größe der Felsen kann man erahnen, wenn man den Funkturm im Hintergrund betrachtet, der gegen die Felsen winzig erscheint.
Nach ein paar Kilometern erreicht man Djúpalónssandur. Hier parkt man in einem weiteren Lavafeld und geht ein paar Meter mitten durch dieses Feld voller bizarrer Basaltformationen in Richtung Strand. Der Djúpalónssandur in ein schwarzer Strand aus abgeschliffenen schwarzen Steinen in einer geschützten Bucht. Hier geht man wie auf Wasser, der Strand fühlt sich alles andere als fest an. Der Strand ist mit verrosteten Überresten eines Schiffs übersät. Das Schiffswrack wurde im Laufe der Zeit von den Wellen und den Gezeiten in kleine Stücke zerlegt. Im Hintergrund thront der von einem Gletscher bedeckte Vulkan Snæfellsjökull, dem die Halbinsel ihren Namen zu verdanken hat.
Am Strand liegen Lifting Stones in verschiedenen Gewichten. Seeleute mussten die Steine als Beweis für ihre Kraft auf einen Felsabsatz hieven. Ein richtiger Seemann konnte, im Gegensatz zu Landratten, natürlich den schwersten Stein mühelos auf den Absatz heben.
Der Norden von Snæfellsnes
Landschaft in Eis und Schnee
Anschließend geht es an der Westspitze Richtung Norden und entlang der Nordküste nach Osten. Sofort konnten wir feststellen, dass hier, im Gegensatz zur Südküste, deutlich weniger Sonne in den vergangenen Monaten angekommen ist. Die Sonne steht hier im Winter so tief, dass sie kaum über die Berge der Halbinsel herüber kommt. Die Landschaft wurde zunehmend winterlich, alles war vereist und überall lag Schnee. Selbst die Hauptstraße wies immer wieder Bereiche mit Glatteis auf. Gestreut wird hier nicht. Winterreifen mit Spikes sind vor allem auf Eis eine große Hilfe.
Kirkjufell und Kirkjufellsfoss – ein Highlight auf Snæfellsnes
Kurz vor unserer nächsten Unterkunft in Grundarfjörður erreichten wir den Wasserfall Kirkjufellsfoss mit dem Berg Kirkjufell im Hintergrund. Dies ist ein sehr bekanntes Fotomotiv in Island und auf jeden Fall ein Highlight auf der Rundreise um Snæfellsnes. Entsprechend viele Touristen waren hier unterwegs. Direkt an der Straße befindet sich auf beiden Seiten ein Parkplatz und wir hatten Glück, überhaupt einen freien Parkplatz zu bekommen. Die Parkplätze sind etwas abschüssig und waren bei uns durch festgefahrenen Schnee komplett vereist. Ohne Spikes oder Allradantrieb könnte man echte Schwierigkeiten haben, wieder auf die Straße zu gelangen.
Auch beim Aussteigen mussten wir uns festhalten, um auf dem abschüssigen Glatteis nicht auf den Hintern zu fallen. Viele andere hatten Spikes für die Schuhe, wir leider nicht. Der See vor dem Wasserfall war komplett vereist. Auch der Weg entlang des Sees bestand fast nur aus Eis, da der Weg vom See bei Flut scheinbar überflutet wird und dann gefriert. Der komplette Hang, zum Wasserfall hoch, war durch festgetretenen und vereisten Schnee eine Herausforderung. Wir schraubten ein Bein unseres Stativs ab und nutzten den Spike des Stativbeins als Krücke, um überhaupt zum Wasserfall hoch zu kommen.
Ohne Spikes für die Schuhe endete der kurze Fußmarsch für viele andere Touristen oft in einer Rutschpartie oder sogar auf dem Hintern. Dies war nicht das letzte Mal, dass wir uns in Island Spikes für die Schuhe gewünscht haben. Denkt daher daran, euch welche für eure Reise einzupacken, wenn ihr im Winter nach Island reist.
Oben angekommen haben uns bereits viele andere Fotografen erwartet, die, genau wie wir, das obligatorische Bild des Wasserfalls vor dem Berg schießen wollten. Wir suchten uns ein freies Stückchen und bauten unser Equipment auf. Dabei habe ich versucht, nicht auf dem Eis den Hang wieder herab zu rutschen. Im Gegensatz zu mir stand das Stativ mit der Kamera auf seinen Spikes wenigstens stabil.
Beim Fotografieren ist Langzeitbelichtung Pflicht. Ansonsten laufen einem ständig Leute im Bild herum, die ebenfalls versuchen, sich den Hang hoch zu arbeiten. Durch die Langzeitaufnahme verschwinden die Leute aus dem Bild. Dafür benötigt ihr einen starken ND-Filter. Das ist im Prinzip eine fette schwarze Scheibe, die vor das Objektiv geschraubt oder geklemmt wird und nur wenig Licht durchlässt. Dadurch kann man länger belichten und bewegte Objekte verschwimmen (weiches Wasser) oder verschwinden ganz aus dem Bild (Menschen, die sich bewegen).
Leider war die Sonne bereits untergegangen, dennoch haben wir unser Glück mit ein paar Bildern versucht. Das Licht war nicht mehr so schön. Doch am nächsten Morgen hatten wir Glück und die Sonne schien. Der Kirkjufell wurde schön angestrahlt und so sind wir von unserer Unterkunft in Grundarfjörður noch einmal kurz zurück gefahren, um weitere Bilder zu schießen. Morgens war auch noch nicht so viel los.
Berserkjahraun und Sheep’s Falls Wasserfälle
Am östlichen Ende der Nordküste von Snæfellsnes fährt man über mehrere Kilometer durch das beeindruckende Lavafeld Berserkjahraun. Dieses Lavafeld hat seinen Namen daher, dass einer Legende nach, zwei Berserker aus Schweden den Auftrag bekamen, einen Weg durch dieses Lavafeld und mitten im Feld eine Festung zu bauen. Als Lohn sollte einer der Berserker die Tochter seines Herren zur Frau erhalten. Da die Berserker jedoch zunehmend zum Problem wurden, ließ ihr Herr sie töten und im Lavafeld begraben. Tatsächlich sind sowohl ein Weg als auch eine Festung aus dem Mittelalter sichtbar. Auch ein Grab mit den Überresten zweier Männer wurde von Archäologen gefunden.
Hinter dem Berserkjahraun biegt man rechts ab, um zurück in Richtung Reykjavik zu fahren. Nach kurzer Strecke befindet sich auf der rechten Seite ein Parkplatz. Von dem Parkplatz geht man einige Meter den Hang hinunter in Richtung des Sees Selvallavatn. Links fließt ein Fluss, der über drei Wasserfälle in Richtung des Sees fließt. Diese relativ versteckten Wasserfälle sind als Sheep’s Falls oder The Hobbit Hole bekannt. Hier haben wir unseren letzten Stopp auf der Rundreise durch Snæfellsnes eingelegt, bevor wir zurück zurück Richtung Golden Circle fuhren.
Die drei Stufen der Wasserfälle sieht man leider nur gut von der anderen Seite des Flusses. Hierfür muss man unten durch den Fluss waten. In Anbetracht der nicht ganz so sommerlichen Wassertemperaturen haben wir uns dagegen entschieden und die Wasserfälle lediglich von „unserer“ Seite des Flusses betrachtet.
Fazit
Die Snæfellsnes Halbinsel bietet vielfältige und abenteuerliche Landschaften auf einer relativ kleinen Fläche. Daher ist der Titel „Island in Miniatur“ auf jeden Fall gerechtfertigt. Snæfellsnes kann gut im Rahmen einer zwei- bis dreitägigen Tour erkundet werden. Ein Besuch ist in jedem Fall lohnenswert. Einzelne Sehenswürdigkeiten sind zwar von relativ vielen Touristen besucht, dennoch ist es hier deutlich ruhiger als auf dem Golden Circle oder entlang der Südküste.
Weitere Beiträge zu unserer Island-Rundreise:
- Unser Island Roadtrip im Winter – Die Route
- Golden Circle – Kontinentalspalte, Wasserfälle und Heiße Quellen
- Islands Südküste – Wasserfälle, Gletscher und Vulkane
- Polarlichter in Island