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In diesem Beitrag zeige ich euch, wie ihr ein Fernglas bzw. Nachtglas mit Porroprismen einfach demontieren und reinigen könnt. Als Beispiel dient ein altes Revue 7×50 Nachtglas. Nach der Reinigung wird alles gut geschmiert und wieder zusammengebaut. Alle Arbeitsschritte erkläre ich einfach und detailliert anhand von vielen Bildern.
Das Fernglas
Wie Ihr euer Porro-Fernglas reinigen könnt, beschreibe ich euch anhand des Nachtglases Revue 7×50 aus Japan. Das ist ein altes Fernglas meines Großvaters mit Porroprismen. Es war nur noch sehr zäh zu bedienen und das Fett schon komplett verharzt. Auch die Linsen waren sehr schmierig und gerade die Okularmuscheln, die Teile, die man an die Augen legt, waren doch ziemlich dreckig. Ist halt ein Gebrauchsgegenstand. Leider ist das Thema etwas trocken, aber es ist ja auch eher eine Anleitung als ein mitreißender Bericht.
Zuerst eine kurze Übersicht über die einzelnen Bauteile und Bezeichnungen, damit ihr später wisst, wovon ich rede.
Vorbereitung und Anmerkungen
Ich übernehme selbstverständlich keine Garantie und jede Reinigung erfolgt auch eure eigene Gefahr. Die Reinigung bzw. Demontage und Montage eines alten Fernglases ist nicht schwer und kann mit etwas Grundverständnis von fast jedem durchgeführt werden. Wichtig ist, dass ihr mit Werkzeug und Schrauben umgehen könnt und immer wisst, was ihr tut oder was ihr euch zutrauen könnt. Auf jeden Fall müsst ihr zunächst für ein sauberes Arbeitsumfeld sorgen, also keine Staubwolken und Zugluft oder mit Schnupfen in das offene Fernglas niesen. Während der Arbeit müsst ihr natürlich die notwendige Sorgfalt walten lassen, also nicht mit brachialer Gewalt vorgehen oder alles mit Fettfingern antatschen.
Merkt euch, welche Teile ihr wo und in welcher Reihenfolge abgeschraubt habt. Hier hilft eine Kamera oder das Smartphone, um die einzelnen Schritte zu dokumentieren oder um die genaue Position z.B. von Skalen später richtig einstellen zu können. Sorgt für einen hellen Arbeitsplatz, mir hat eine Stirnlampe sehr gute Dienste erwiesen. Ansonsten könnt ihr den Dreck im Inneren oder Schlieren auf Linsen nicht erkennen. Wenn euer Arbeitsplatz nicht gerade eine Werkbank ist, legt die Arbeitsfläche vorher großflächig mit Küchentüchern aus, da viele Teile sehr fettig sind, und haltet die Küchentücher immer gut griffbereit.
Hilfreich sind z.B.:
- Werkzeugkasten mit Uhrmacher-Schraubendrehern
- Öl (z.B. WD40), Spiritus und Glasreiniger zur Reinigung
- Puderfreier Blasebalg zum Auspusten von Staub oder lockerem Schmutz oder Druckluft in Dosen, ein sauberer weicher Pinsel
- Küchentücher, Brillentuch für die Linsen, Wattestäbchen
- Allzweckfett zum neu Schmieren
- Stirnlampe, Kamera
- Kleine Behälter für kleine Schrauben etc. damit diese nicht verloren gehen
Grundsätzlich beschreibe ich die Seiten des Fernglases aus der Richtung, wie man auch durchschaut. Also sind die Okulare hinten, die Objektive vorn. Links, rechts, oben und unten entsprechend. Als Material von Gleitführungen wird an diesem Fernglas häufig Messing genutzt. Nicht erschrecken, wenn ich die Gleitflächen trotz der guten Gleiteigenschaften von Messing dennoch einfette. Trockenlauf fühlt sich einfach nicht so sanft an, wie gut geschmierte Lager, und Fett verhindert Korrosion.
Die Fernglas-Reinigung
Demontage der Okulare
Zur Demontage der Okulare sollte die gesamte Okularbaugruppe entfernt werden. Das ist die Baugruppe, die beim Einstellen des Fokus über den Fokussiertrieb vor und zurück bewegt wird. Dies beinhaltet die Okularhalter, die Okulare, eine Gewindespindel, die Okularmuscheln sowie den Dioptrienausgleich.
Hierfür zuerst die kleine Plastikabdeckung am Mittelsteg vorne (Objektivseite) über Lösen der kleinen Kreuzschlitzschraube entfernen. Darunter befindet sich eine Messingschraube, die die Mittelstegführung in Position hält. Diese muss mit einem großen Schlitzschraubendreher entfernt werden.
Nun hat man Einblick in die hohle Mittelstegführung und sieht relativ tief innen eine weitere Messingschraube mit Schlitz. Auch diese Mutter lösen und einfach nach unten aus dem Mittelsteg fallen lassen. Dafür eignen sich z.B. die langen schmalen Uhrmacher-Schraubendreher.
Jetzt kann man die gesamte Okularbaugruppe entfernten. Dafür einfach am Fokussiertrieb drehen, sodass sich die Okularbaugruppe langsam aus dem Fernglas schraubt. Das Ganze sieht dann so auf wie auf dem nächsten Bild. Hier erkennt man nun schön, wie viel Schmutz sich an den gefetteten und mittlerweile verharzten Bereichen der Mechanik angesammelt hat. Entsprechend schwergängig und zäh ist jede Einstellung am Fernglas.
Jetzt hat man die Okularbaugruppe vor sich auf dem Tisch liegen und wir möchten die Okulare entfernen. Dafür müssen zunächst drei winzige Gewindestifte in der Okular- bzw. Augenmuschel des Okulars entfernt werden, welches mit dem Dioptrienausgleich ausgestattet ist. Danach fällt die Muschel praktisch schon vom Okular. Hier ist es das rechte Okular, das mit dem Dioptrienausgleich ausgestattet ist. Beim linken Okular kann die Muschel einfach abgedreht werden, diese ist nur aufgeschraubt. Hat man beide Muscheln in der Hand, kann man die Okulare nach vorne entnehmen. Die Verstellung für den Dioptrienausgleich ist eine Hülse mit Außengewinde, die in den rechten Okularhalter eingeschraubt ist. Sie kann einfach nach vorne aus dem Halter herausgeschraubt werden. Auf den nächsten zwei Bildern liegt die Baugruppe auf dem Kopf, daher sind rechts und links vertauscht.
Jetzt wird die Plastikkappe vorne an der Gewindespindel abgeschraubt, einfach die Schraube mit einem Kreuzschlitzschraubendreher lösen.
Darunter verbirgt sich eine weitere Messingschraube, die die Gewindespindel in Position hält. Vorsicht, diese Schraube kann nicht einfach abgeschraubt werden, da sie mit einem kleinen Gewindestift stirnseitig gesichert ist. Dieser muss zuerst gelöst werden.
Danach die Messingschraube lösen und man hat alle Einzelteile in der Hand. Als Gleitlager befindet sich zwischen den Gleitflächen der beiden Halterungen eine dünne Messingscheibe.
Auch der Fokussiertrieb lässt sich einfach nach hinten aus der Mittelstegführung ziehen und es kommt immer mehr verharztes altes Fett zum Vorschein.
Die okularseitige Gehäusekammer
Die Okulartuben können einfach aus dem Gehäuse geschraubt werden. Evtl. lassen sich diese etwas schwerer lösen. Jedoch unbedingt darauf achten, dass man die dünnwandigen Teile bei höherer Kraftaufwendung nicht verformt. In diesen Tuben bewegen sich die Okulare beim Fokussieren vor und zurück.
Anschließend kann man die kleine Kreuzschlitzschraube am hinteren Gehäusedeckel lösen und den Gehäusedeckel abnehmen. Jetzt hat man Zugang zu der okularseitigen Gehäusekammer mit den Objektivprismen. Diese Prismen liegen zwar hinten im Gehäuse, also auf der Okularseite, liegen jedoch unmittelbar im Strahlengang der Objektive. Die Okularprismen liegen in der objektivseitigen Gehäusekammer, also vorne. Die Porroprismen waren bis auf ein paar Flusen einwandfrei sauber, sodass diese nicht ausgebaut und gereinigt werden mussten. Falls das bei euch nicht der Fall ist, kann man die Prismen ausbauen, indem man die kleine Schlitzschraube der Haltebügel löst und diese Bügel ausbaut. Bitte unbedingt darauf achten wie die Prismen eingebaut sind, damit diese später wieder in der gleichen Position montiert werden können. Dafür evtl. eine kleine Markierung mit Bleistift am matten Bereich der Porroprismen anbringen.
Reinigung der Okularseite
Bis auf die Mittelstegführung und die objektivseitigen Teile des Fernglases ist nun soweit alles Wichtige demontiert und wird gründlich gereinigt. Dafür altes Fett und Schmutz soweit möglich mit Küchenpapier oder anderen Tüchern abwischen und zunächst trocken reinigen. Bei hartnäckigen Fettresten kann auch zu Öl (z.B. WD40) oder Spiritus gegriffen werden, um das Öl zu lösen und dann abwischen zu können. Unkritische Teile (keine optischen Teile wie Linsen oder Prismen) sind bei mir danach ins Spülbecken mit heißem Wasser und ordentlich Spülmittel gewandert. Die nass gereinigten Teile müssen zuerst trocknen, bevor mit dem Schmieren und Zusammenbau begonnen werden kann. Niemand mag ein von innen beschlagenes Fernglas. Hier mal ein Bild, wie das Ganze dann aussieht. Die Bauteile liegen sortiert nach Montageort in linke Seite, Mittelsteg und rechte Seite.
In der Zwischenzeit widmen wir uns der Gehäusereinigung. Eventuell im Gehäuse vorhandenen Staub, Flusen und sonstige Fremdkörper können wunderbar mit Druckluft entfernt werden. Ich nutze hierfür einen puderfreien Blasebalg, den ich mir für das Ausblasen meiner Spiegelreflexkamera und Kameraobjektive angeschafft habe. Damit einfach großzügig das Gehäuse auspusten. Bei gröberem Schmutz kann auch ein sauberer weicher Pinsel helfen. Danach werden die okularseitigen Gehäusedeckel und die Okulartuben wieder montiert, damit die Gehäusekammer bei den weiteren Arbeiten etwas besser gegen Staub und Schmutz geschützt ist. Um ein Fressen der Okulartuben im Gehäuse zu verhindern, werden die Gewinde der Okulartuben vor der Montage leicht eingefettet. Unbedingt darauf achten, dass sich die feinen Gewinde bei der Montage nicht verkanten. Die Gewinde müssen sich bis zum Schluss sehr leicht drehen lassen.
Die Okulare werden ebenfalls gründlich abgewischt und gereinigt. Das Gehäuse wie die anderen Teile auch reinigen. Die Linsen einfach mit Glas- oder Brillenreiniger säubern und mit einem weichen und fusselfreien Tuch (z.B. Brillentuch) nachwischen. Die innere größere Linse des Okulars kann zur einfacheren Reinigung auch ausgebaut werden. Das hat den Vorteil, dass man das Okular und die Linsen auch von innen säubern kann, sofern das notwendig sein sollte.
Die innere Linse ist über einen Gewindering gesichert. Dieser hat stirnseitig zwei Kerben, sodass man ihn vorsichtig z.B. mit einem Schraubendreher lösen kann, sofern man das passende Werkzeug für den Ring nicht zur Hand hat. Dabei darauf achten, dass man nicht abrutscht und die Linse beschädigt, aber das sollte bei allen Tätigkeiten am Fernglas selbstverständlich sein. Das Okular wird nach dem Reinigen direkt wieder zusammengebaut, damit möglichst wenig Staub und Schmutz die Gelegenheit haben, sind darin zu verstecken. Jedoch unbedingt darauf achten, dass alle Teile innen vollständig trocken sind und sich keine Fremdkörper im Inneren befinden. Bei den Linsen selbstverständlich auf Streifenfreiheit achten.
Als letztes Teil der Okularseite wird nun noch die Mittelstegführung aus dem Mittelsteg gezogen. Hierbei handelt es sich um eine Messingführung, die das linke und rechte Gehäuseteil des Fernglas zusammenhält. In den Gleitflächen der Gelenke befinden sich weitere zwei Messingscheiben als Gleitlager. Alle Teile, wie gehabt, gründlich reinigen, Schmutz und altes Fett entfernen.
Montage der Okularseite
Nun kann mit der Montage der sauberen Bauteile begonnen werden. Zuerst montiere ich die Mittelstegführung, um beide Gehäuseteile wieder fest miteinander zu verbinden. Dafür die Gleitflächen der Gehäuse am Mittelsteg einfetten und die beiden Messingscheiben zwischen diese Gleitflächen legen. Die Mittelstegführung ebenfalls sorgfältig einfetten und in den Mittelsteg einführen. Darauf achten, dass die radiale Nut im hinteren Axialanschlag der Führung so positioniert ist, dass die kleine Nase am Gehäuse in dieser Nut landet. Ansonsten kann die Führung axial nicht auf Anschlag montiert werden. Dies ist die Drehsicherung für die Führung und ist später für die korrekte Funktion des Fokussiertriebs notwendig. Die Führung ist zunächst nur lose eingesteckt und wird erst ganz am Schluss über die Messingschraube axial gesichert. Das Fernglas nun ein paar Mal „knicken“ (Einstellung Augenabstand), um das Fett zwischen den Gleitflächen zu verteilen. Überschüssiges Fett sorgfältig abwischen.
Die Okularhalter werden genauso montiert. Gleitflächen einfetten, Messingscheibe einlegen, Gewindespindel im Bereich der Okularhalter einfetten und in die Führung stecken. Auch hierbei darauf achten, dass die radiale Nut so positioniert wird, dass die kleine Nase am linken Okularhalter genau diese Nut trifft.
Anschließend die vordere Messingschraube zur axialen Sicherung der Gewindespindel montieren und zuvor selbstverständlich leicht einfetten. Die Schraube allerdings nicht festziehen. Wenn ihr die Schraube versuchsweise dennoch fest anzieht, merkt ihr, dass sich die Halter nicht mehr um den Mittelsteg „knicken“ lassen. Die Einstellung des Augenabstandes würde also nicht mehr funktionieren. Daher die Schraube wieder soweit lösen, bis eine freie Bewegung möglich ist. Jedoch nicht soweit, dass die Halter axiales Spiel zueinander haben. In dieser Position den winzigen axialen Gewindestift montieren. Der Gewindestift sichert nun die Messingschraube und fixiert deren Position. Nun wird nur noch die kleine Abdeckkappe der Messingschraube aus Plastik montiert. Diese hat eine Skala und zeigt den Augenabstand an. Den Mittenabstand der Okulare messen und die Skala entsprechend montieren.
Das linke Okular einfach von hinten in den Halter stecken, das Gewinde der linken Okularmuschel leicht einfetten und die Muschel montieren. Die linke Okularseite ist nun fertig. Die rechte Seite ist mit dem Dioptrienausgleich ausgestattet. Die Hülse mit Außengewinde außen großzügig einfetten und von hinten in den rechten Okularhalter einschrauben – also nicht wie auf dem Bild ;).
Das Okular einfach von hinten einstecken. Die rechte Okularmuschel ist mit einer Skala zur Anzeige des Dioptrienausgleichs ausgestattet. Da eine Markierung bei Demontage schwierig war, muss man sich nun anders behelfen, um die richtige Position zu finden. Hierfür habe ich die Hülse soweit eingedreht, dass das Okular genauso weit nach hinten aus dem Okularhalter herausschaut, wie auf der linken Seite. Nun kann die Okularmuschel so montiert werden, dass die Skala auf 0 oder mittig steht. Die Okularmuschel zentrisch mit den drei kleinen Gewindestiften auf der Hülse fixieren. Um das zu gewährleisten, die Stifte nacheinander, vorsichtig und gleichmäßig Stück für Stück festziehen.
Die Okularbaugruppe ist nun fertig montiert und muss noch mit dem Fernglas verbunden werden. Dafür wird zuerst der Fokussiertrieb eingefettet und in die Mittelstegführung eingesetzt. Um sicherzugehen, dass das Fernglas später auf unendlich fokussieren kann, musste ich den Fokussiertrieb bereits eine halbe bis eine Umdrehung in die Mittelstegführung einschrauben, bevor die Okularbaugruppe aufgesetzt wird. Im schlechtesten Fall, muss man die nachfolgenden Schitte rückgängig machen, die Einschraubtiefe verändern und wieder zusammenbauen, falls der Fokussiertrieb zu früh am Anschlag ist und die Naheinstellgrenze oder Fokussierung auf unendlich nicht mehr erreicht werden.
Vor der Montage der Okularbaugruppe werden die Innenseiten der Okulartuben im Gehäuse leicht eingefettet, da sich die Okulare beim Fokussieren darin bewegen. Auch die Gewindespindel der Okularbaugruppe großzügig einfetten, auf den Mittelsteg aufsetzen und über Drehen am Fokussierrad langsam in den Mittelsteg einschrauben. Da die Mittelstegführung noch nicht fixiert ist, müsst ihr darauf achten, dass sich die Führung beim Drehen nicht in Richtung der Okulare aus dem Mittelsteg zieht. Falls notwendig, kann kurzzeitig die vordere Messingschraube zur Fixierung der Mittelstegführung eingeschraubt und danach wieder entfernt werden. Ebenfalls darauf achten, dass die Okulare beim Einschrauben sauber in den Okulartuben positioniert sind und sich beim Fokussieren leicht bewegen lassen. Wie immer: Überschüssiges Fett einfach entfernen.
Um die Okularbaugruppe nun zu sichern, noch die Messingschraube, die wir vorher aus dem Inneren der Mittelstegführung geschraubt hatten, leicht einfetten und festschrauben. Durch Fokussierung an beiden Anschlägen überprüfen, ob das Fernglas auf unendlich fokussieren kann und ob die Naheinstellgrenze ausreichend gering ist. Ansonsten muss die Einschraubtiefe des Fokussiertriebes vor Montage der Okularbaugruppe verändert werden. Fokus mehrfach hin- und herfahren, um das Fett zu verteilen, und – wer hätte es gedacht – überschüssiges Fett entfernen.
Die vordere Messingschraube zur Fixierung der Mittelstegführung befestigen und die Plastik-Abdeckkappe montieren. Nun können wir uns an die Reinigung der Objektivseite machen.
Die Objektivseite
An der Objektivseite des Fernglases gibt es deutlich weniger zu zerlegen. Zuerst wird der gesamte Objektivtubus von Hand abgeschraubt und die Gewinde gesäubert.
Bei abgeschraubtem Objektivtubus habt ihr bereits Einblick in die objektivseitige Gehäusekammer. So lässt sich schon erkennen, ob ein Ausblasen ausreicht ober ob die Prismen richtig gereinigt werden müssen. Solltet ihr die Prismen ausbauen müssen, geht das genauso wie auf der Okularseite des Fernglases. Daher spare ich mir hier die doppelten Worte. Bei mir war Ausblasen mit dem Blasebalg ausreichend.
Der Objektivtubus kann auch von innen ausgeblasen werden. Vor der Frontlinse befindet sich eine aufgeschraubte Hülse zum Schutz. Die Hülse kann abgeschraubt werden, um einen besseren Zugang zur Objektivlinse zu erhalten.
Die Objektivlinsen sind, ähnlich wie die innere Okularlinsen, über einen Gewindering mit zwei Nuten gesichert. Diesen Ring habe ich leider nicht einfach aufbekommen und habe kapituliert, bevor ich mit Gewalt etwas beschädige oder abrutsche und die Linse zerkratze. Mir fehlt aber auch das passende Werkzeug und ich musste mir mit dem Schraubendreher behelfen. Wenn ihr den Ring abbekommt, solltet ihr die Linse einfach entnehmen und reinigen können. Mir blieb nur eine gründliche Reinigung der Linse mit Glasreiniger von außen übrig. Man kann durchaus versuchen, die Linse innen durch den Objektivtubus zu reinigen, dabei habe ich aber Bedenken, dass ich dann mehr verschmiere als säubere. Also habe ich es gelassen und muss erstmal mit den Schlieren auf der Innenseite der Objektivlinse weiterleben.
Zum Zusammenbau die Gewinde leicht fetten und vorsichtig wieder festschrauben. Auch die Gewinde der Objektivhülse und des Objektivtubus verkanten sehr schnell. Also vorsichtig sein, beim Zusammenschrauben.
Abschluss
Das Fernglas ist nun fertig gereinigt und wieder zusammengebaut. Ihr habt hoffentlich keine Teile übrig und alles sollte sich nun super leicht bewegen lassen. Zum Abschluss einfach nochmal alle Einstellungen mehrmals durchtesten und das ganze Fernglas von außen mit trockenen Tüchern abwischen, da sich bestimmt noch an der ein oder anderen Stelle etwas Fett aus Lagerstellen gedrückt hat und noch viele Spuren von Fettfingern auf der Hülle sind.
20 Gedanken zu “Tutorial: Reinigung eines Porroprismen-Fernglases”
Hallo Ullrich,
ich sammle Ferngläser und habe mich schon manchmal ähnlich weit vorgewagt wie Du.
Grund waren immer die Trübungen des optischen Systems im Inneren des Glases.
Die zugänglichen Linsen der Okular- und Frontseite habe ich alle reinigen können aber die Trübung blieb fast immer bestehen also muss diese innerhalb der Doppelprismen sein. Bei meinen diversen zerlegten Modellen sind die „Federhalter“ der Prismen aber nicht mir einer Schraube einseitig fixiert wie bei deinem Glas sondern stützen sich beidseitig in Nuten des Gehäuses ab und ich bekommen diese Federn nicht heraus und falls es gelingen sollte bestimmt nicht mehr hinein!
Hast Du einen Tip oder weißt Du wen man diesbezüglich fragen könnte?
Gruß Wolfgang
Hallo und vielen Dank für das Tutorial!
Ich hab ein Fernglas geschenkt bekommen und dank der Anleitung hatte ich den Mut, einen gravierenden Fehler zu beheben.
Außerdem konnte ich mein Glas selbst kalibrieren:
Die Linse der großen Öffnung wird bei meinem „Magnific 7×50“ mit einem schmalen Gewindering (mit zwei gegenüberliegenden Öffnungskerben) arretiert.
Beim Öffnen und Reinigen des Tubus fiel mir ein gewindeloser Zwischenring (zur Einfassung der Linse in den Tubus) auf.
Genauer hingeschaut zeigte sich, dass der Rand des Rings unterschiedlich dick ist.
Auch ist dort eine Einstellungs-Kerbe vorhanden, die das Drehen des Rings mit einem kleinen Schlitzschraubenzieher ermöglicht / erleichtert.
Es ist zwar ein bisschen frickelig, doch so lässt sich die Lage der Linse im Tubus verändern und beide Lichtgänge können deckungsgleich eingestellt werden.
Die Stelle der Kerbe hab ich anschließend markiert und die Linse dann arretiert.
Ahoi! 😉
Tipp:
Für die Gewinderinge braucht man ansich einen Spannschlüssel bzw. Objektivschlüssel.
Eine gute Alternative dazu ist ein stabiler Meßschieber (mit Feststellschraube).
Hallo Ulrich,
vielen Dank für deinen Beitrag und die ausführliche Beschreibung, die hilft sicherlich weiter. Das mit dem Messschieber muss ich mir merken.
Na dann viel Spaß mit deinem frisch kalibrierten Fernglas.
Grüße, Sebastian.
Vielen Dank für das grandiose Tutorial! Hat mir sehr geholfen zu verstehen, was wo drin sitzt und wie alles ungefähr aufgebaut ist. Somit funktioniert das ähnlich aufgebaute Fernglas meines Papas wieder.
Liebe Grüße aus Nürnberg
Vielen Dank für deine Antwort zur Kollimation der Fernglases.
Das Fernglas welches ich habe sieht wirklich fast eins zu eins wie dein Revue aus. Könntest du mir vielleicht noch sagen, wo diese Schrauben bei deinem Fernglas sind? Ich gehe davon aus, dass sie bei mir am selben Ort sein werden. Danke.
Hallo Lucien, ich habe das Fernglas leider nicht mehr bei mir. Es ist das Fernglas von meinem Großvater und ich wohne fast 200 km weit weg. Ich hatte das Fernglas nur ein paar Monate bei mir und habe mir dann selber eins gekauft. Daher kann ich leider nicht kurz nachschauen, wo die Schrauben sind. Ich habe mir nochmal meine Bilder von damals angeschaut, kann aber tatsächlich nicht erkennen, wo die Schrauben genau sind. Ich vermute, dass sich diese tatsächlich unter der Gummierung/Belederung befinden, aber das ist eben nur eine Vermutung. Auch bei meinem neuen Fernglas sehe ich die Justierschrauben nicht direkt von außen.
Auf jeden Fall müssen die Justierschrauben dort sein, wo die Prismen sitzen. Zur Not mal die Gehäusedeckel abschrauben und schauen, ob man von innen die Schrauben sehen kann, die gegen die Prismen drücken. Dann weißt du auch, wo du außen suchen musst.
Sorry, dass ich keine bessere Antwort habe, ich hoffe es hilft dir trotzdem weiter.
Vielen Dank für deine Antwort und deine Erklärungen! Das ist sehr hilfreich. Liebe Grüsse
Vielen Dank für diese Wunderbare Anleitung! Ich habe ein sehr ähnliches Fernglas von meinem Grossvater (Marine, 12×50) und es läst sich jetzt wieder ganz einfach bewegen.
Leider sind die zwei Bilder nicht ganz deckungsgleich und eine Justierung ist nötig.
Ich bin aber nicht sicher welche die richtigen Schrauben dazu sind. Könntest du mir da weiterhelfen?
Danke
Hallo Lucien,
vielen Dank. Bei deiner Frage kann ich leider nicht weiterhelfen, da ich das Fernglas nicht kenne. Ich vermute, dass es daran liegt, dass die Prismen nicht in der richtigen Position liegen und etwas verschoben sind. Bei einigen Ferngläsern können die Prismen über kleine Schrauben justiert werden. Manchmal befinden sich diese Justierschrauben außen unter der Gummiarmierung. Vielleicht findest du auch etwas unter dem Suchbegriff kollimieren oder Kollimation.
Viele Grüße
Servus,
vielen Dank für die super detaillierte Anleitung.
Ich habe ein altes Spindler & Hoyer Gottinga 8×30 (Moacht).
Der Dioptrienausgleich sitzt fest. Ich finde aber keine Schräubchen zum Lösen. Überdrehen möchte ich natürlich auch nicht.
vielleicht liest jemand den Kommentar und kann mir einen Tipp geben.
Danke
Alfred
Vielen Dank für dieses wunderbare Tutorial! Ich konnte es zuerst garnicht glauben, dass eine so detaillierte Anleitung zum Auseinanderbeu dieses Fernglases existiert. Ich habe nämlich genau das gleiche Modell. Wurde in den 60er/70er Jahren von Quelle verkauft und ist wirklich der Mühe wert, es wieder in Schuss zu bringen. Nachdem ich selbst in den letzten Jahren schon 2 erfolglose Versuche unternommen habe, das Glas zu zerlegen, bin ich jetzt zuversichtlich, dass der nächste Anlauf dank dieses hervorragenden Tutorials gelingt! Vielen Dank dafür!
Hey, vielen Dank für die netten Worte. Ja, im Internet findet sich fast alles irgendwo, selbst zu den exotischsten Dingen. Freut mich, wenn dir die Anleitung weiter hilft. Der nächste Versuch klappt dann hoffentlich, sodass der Einsatz des Fernglases wieder mehr Spaß macht.
Viele Grüße!
Servus,
und einen herzlichen Dank für diese Anleitung.
Habe mein HAPO Spezial 8×30 auf einer Auktion „blind“ ersteigert, und bei Übernahme festgestellt das es innen doch einiges an Verunreinigungen hatte.
Dank deiner Anleitung habe ich beim Zerlegen nichts zerstört….
Schöne Grüße aus Wien
Christian
Hallo Christian,
freut mich, wenn es dir weitergeholfen hat. Viel Spaß mit deinem neuen Fernglas.
Viele Grüße
Sebastian
Moin Sebsatian,
vielen Dank das Du Dir die Mühe gemacht hast das so toll zu erklären und zu dokumentieren.
Funktioniert top!
Mein altes 7x 50 ist wieder wie neu 🙂
Gruß aus Hamburg
Torsten
Hallo,
alles sehr schön beschrieben, aber ich traue mich doch nicht so recht ran.
Habe ein 11×80 von Baader mit Vixen Objektiven , schon einige Jahre alt.
Viele Grüße Ralf
Hallo Ralf,
danke für die netten Worte. 11×80 ist schon was Größeres :D. Wenn es nicht im Inneren verdreckt ist und die Mechanik noch halbwegs funktioniert, muss man es ja nicht unbedingt zerlegen. Und falls du dich doch ran traust, helfen dir die Infos und die Bilder hoffentlich weiter.
Liebe Grüße
Sebastian
Sehr schöne Anleitung. Hat mir viel geholfen und ich habe mich gleich mal daran gewagt mein Sammelsurium an alten Ferngläser flott zu machen. Nachdem die jahrelang im Regal verstaubt waren machen sie jetzt wieder ihren Dienst und mir viel Freude. Super
Vielen Dank für den wirklich guten und interessanten Beitrag, da kann man sich auf jeden Fall die eine oder andere Sache abschauen! 🙂
Hallo,
sehr schöne Step by Step-Anleitung und informativer Beitrag. Besitze selber ein älteres Porro-Prismen-Fernglas und es wurde lange nicht gereinigt. Jetzt wird’s mal wieder Zeit.
Liebe Grüße aus dem Allgäu
Marko